Sankt Ingbert - Atlantik, Wegeskizze

Sankt Ingbert – Atlantik (la guerre et la paix – Krieg und Frieden)

ab zuhause,  530 km, ohne Quartierbuchung und Gepäck, mit Gitarre, 22 Tage im August 2011.

1) Vorwort,  2) “Ausrüstung”,  3) Ab-lauf 😉    4) Kosten,   5) Fazit (!).

1) Vorwort:
Sankt Ingbert (“Dengmert”) ist meine Heimatstadt im Saarland. Erstmals “ab Haustür” wollte ich losmarschieren. Im Atlas fand sich ein ansprechendes Ziel: der ATLANTIK. Beim Durchmarsch dorthin stieß ich oft auf Zerstörung und Wiederaufbau, Kriegsschauplätze, Soldatenfriedhöfe, Stätten der Versöhnung und gab der Tour unterwegs diesen Untertitel. Etwas Geschichte kann nicht schaden. Ich habe die reine Tourbeschreibung um historische Hintergründe und Ereignisse, die mir zum großen Teil erst unterwegs bewusst wurden, erweitert.

Drei Dinge prägten die Tour:
a) “Guerre et Paix”; siehe “5) Fazit”
b) “Endlos sind jene Straßen, die wir gezogen sind, . . . “    (Nerotherlied)
c) “Es wird Nacht Senorita, und ich hab’ kein Quartier . . . “ (Udo J.)

" ... ich laaf' jetzt zum Atlantik, tschüs!"

’

Fernwanderungen in Frankreich; Friedhof mit "Nasr Ben Ali" Fernwanderungen in Frankreich; endlose Straße Cayeux sur Mer, Strandläufer, Fernwanderungen Frankreich

 

 

 

 

 

 

2)  “Ausrüstung”:
Die “Ausrüstung” ist die gleiche wie bei den anderen Fernwanderungen:
* GITARRE im Sack,
* Kamera am Gürtel,
* Waschbeutel-chen (!) im schmalen Fach am Git-hals,
* Handy + Kleinzeug am Mann,
* Slipper oben im Sack,
* Teleskopstöcke,
* „Ausgehanzug“  (1 weißes T-Shirt + 1 Baumwollhemd) im Notenfach,
* 2 Garn. Unterwäsche im Git-Sack.

3) Ab-lauf 😉
Da es keine Fernwanderwege für diese Strecke gibt, absolvierte ich die Tour aus Zeitgründen zu rund 90 % als Straßenläufer am linken Rand der “Rues Nationales”, also “Bundesstraßen” wie z. B. die “N 31” und die “Voie de la Liberté 1944” sowie „Rues départementales“, also Landstraßen, mit den sich daraus ergebenden Unbequemlichkeiten; starker Autoverkehr, viele LKW’s. Auch sind diese Straßen eher unter geografischen Gesichtspunkten angelegt und verlaufen weite Strecken durch die Pampa; endlose Felder ohne Orte, Essen, Trinken und Quartiere.

Tag 1 (9. August 2011), Sankt Ingbert/Saarland – Forbach/France:
Start um 9 mit den besten Wünschen von Frau und Tochter. Das Grumbachtal bei Sengscheid; Idylle pur, Langhornrinder grasen. Ab Saarbrücken, Pause vorm “Brockenhaus”, regnet es, ein Blick auf die Uhr: kaputt – auch das noch. Nach ST ARNUAL mit der bekannten Stiftskirche kommt tatsächlich ein kleiner Uhrmacherladen; Batterie gewechselt, Glück gehabt. Nach einem guten und günstigen Mittagessen im “Erbeldinger Hof” kam schon die GRENZE; DE – FR. Schon am Tag 1 kam das erste Schlachtfeld auf den “Spicherer Höhen” direkt hinter der Grenze. Etwas Historie kann nicht schaden:  Krieg zwischen Frankreich und Preußen 1870-71. Es sind dort viele Denkmäler, ein großes Gedenkkreuz und ein von Amerikanern gestellter Panzer. Die Übernachtung bei den “Amis de la Nature”, Naturfreunde Forbach, auf dem Schlossberg, war die billigste on tour: € 8,00 (!) + € 6,00 für die Bettwäsche. Dafür war sie einsam, zu essen und zu trinken gibt’s dort nix, man kann aber dort kochen – wenn man was dabei hat.

Sankt Arnual, Stiftskirche Sankt Arnual, Uhrmacher Grenze Deutschland - Frankreich bei Spicheren (1870-1871) f-at-grumbachtal

 

 

 

 

 

Tag 2, Forbach – St. Avold:
… gleich mit  dem 2. Kriegerfriedhof, dem riesengroßen US-amerikanischen “Cemetery and Memorial” in ST. AVOLD mit  über 10.000 (!) Gräbern  und einer imposanten Erinnerungshalle. Ich war bei den letzten Besuchern, filmte die beeindruckende Flaggenabnahme,  unterhielt mich mit dem diensttuenden Soldaten und durfte mit ihm die Flagge anchließend zusammenlegen, ein denkwürdiger Moment für mich. Obwohl ich in St. Avold übernachtete, hieß das Hotel “ … de Paris”, Zitat vom  Wirt, St. Avold, Taverne de MetzSt. Avold, amerikanischer Soldatenfriedhof, InnenraumSt. Avold, amerikanischer Soldatenfriedhof, Kapelle
Herr Wirth: “Wer nix wird, der wird Wirt”, und die Taverne abends,
“ …de Metz”; mein erstes Ständchen. Jemand zahlte meine zwei Glas Wein
– man freut sich.

 

 

 

Resistants et Déportes, Longeville, Monument, H 363Fernwanderungen Frankreich
Tag 3, St. Avold – Landremont:

Hinter “Longeville”, Höhe 363, steht vor einem Bunker ein Denkmal für die “Resistance et Deportés (die Widerstandskämpfer und Deportierten) 1939 – 1945”. Während ich auf Landstraßen den Autos ausgeliefert war, versperrten sie in den Dörfern die Trottoirs (= Bürgersteige).

 

 


Tag 4, Landremont – METZ:Metz, Kathedrale, Fernwanderungen Frankreich Metz, Deutsches Tor, Fernwanderungen Frankreich Metz, les hommes de fer, die Eisenmänner Fernwanderungen Frankreich

Das lustigste auf der Kurzetappe (kurz wg. “Quartier”) war eine Halle “garde meubles”, schaut mal aufs Foto 😉  Dann kam, schon zu Metz gehörend, ein Denkmal für die “hommes der fer”, die Eisenmänner von Metz, die den Deutschen widerstanden hatten. Nach einem Aufstieg zu einem weiteren Denkmal fand ich dieses zwar nicht, aber einen schönen “Waldblick” auf die Kathedrale. Jetzt kam noch das imposante “Deutsche (!) Tor” aus 1230, errichtet vom “Deutschherrenorden” und dann das Straßenrestaurant direkt an der Kathedrale. Dort hatte ich eine der wenigen Begegnungen der besonderen Art: Metz, Markthalle, Fernwanderungen Frankreich Metz, Plce de la Kathedrale, 2 Jakobspilger, Fernwanderungen Frankreichf-at-metz-kathedralezwei echte JAKOBSPILGER, ein Ehepaar am glücklichen Ende ihrer diesjährigen anstrengenden 1. Etappe “Köln – Metz”. 2013 wollen sie “fertig” sein; Glück auf den Weg von mir! Auf dem Weg von der Kathedrale mit Fenstern von CHAGALL ging ich in den “Marché couvert” (bedeckter Markt) und später am Büro von  “Le Républicain Lorrain”  anstatt vorbei hinein, wo mir der Sven aus Eisenberg/Pfalz, ein Nachbar also der dort ein Praktikum absolvierte, ein nettes Interview mit einem Foto von mir, s. unten, machte. Danach wollte er wieder nach Saarbrücken weiter studieren; viel Erfolg!

 

Tag 5, METZ – Tronville:f-at-gravelotte-musee-1870Fernwanderungen Frankreich, Restaurant Schmidt Fernwanderungen Frankreich Gravelotte, Mittagessen, Fernwanderungen Frankreich Metz, Fernwanderungen Frankreich
Auch beim Ausmarsch aus METZ verließ mich der Krieg nicht; ein weiteres Denkmal an der Ausfallstraße. Wesentlichen Beitrag zum deutschen Sieg im “Französisch-Preußischen Krieg” 1870-71”, später allgemein “Deutsch-französicher Krieg” genannt, hatte die unter Generalfeldmarschall MOLTKE geführte “Schlacht bei GRAVELOTTE”, der man eine große noch im Bau befindliche Gedenkanlage widmet. Nach der Bitte um Wasser bekam ich eine Einladung zum Mittagessen, die ich gern annahm; Verpflegungsstationen gab’s unterwegs selten. Eine weitere besondere Begegnung war die mit dem radelnden Engländer “Ben Bartlett”. Der flog mitsamt Rennrad und Gepäck von London nach München, sprang dort aufs Rad und fuhr durch Bayern – Schwaben – Schwarzwald – übern Rhein – Straßburg – Metz bis hier, um dann weiter nach Verdun zu fahren, wo er nach Nord abbiegt, bis zur Küste – Calais – und übern Kanal zurück. Eine weitere Begegnung vorm einzigen geöffneten “Restaurant Schmidt”: Hans-Udo und Helga vom Saarwaldverein Lebach, die eine Vortour für eine Busreise machen, die man in der Region “Kriegstourismus” oder “Historientourismus” nennt, was viele Leute in die sonst ziemlich ruhige Region bringt. Beim “Wandergespräch – Pfalz” fragte ich, ob sie schon in der “Jungpfalzhütte” waren. “Joo – die schönste Hütte im Pfälzerwald” aus der Webseite “wandernmithans“, nach der wir dorthin gewandert sind, wie auch nach anderen Zielen in derselben. Schön, man freut sich, schreiben tut kaum jemand – normal.

Krieg 1870-1871, Denkmal, Fernwanderungen Frankreich Schlacht bei Rezonville 1870, Fernwanderungen Frankreich Fernwanderungen Frankreich, Rezonville, Krieg 1870 Krieg 1870, Denkmal, Fernwanderungen Frankreich Tronville, Kriegsdenkmal 1870, Fernwanderungen FrankreichEs folgen entlang der Strecke weitere Denkmäler, “ … für König und Vaterland …. “ (?!), die deutschen sind sehr groß (gewonne!), die französischen kleiner, und historische Tafeln vom Krieg 1870-71. “Dem König und Vaterland treu bis in den Tod ruhen hier … “; Gedenkstein bei Tronville, und für die Gefallenen von den  “Brandenburgische Infanterieregimenter 20 und 64 … “.

 

Die “Voie de la Liberté 1944” dagegen ist aus dem Tronville, "le ptit nid", Fewof-at-tronville-ptit-nidDenkmal 1870, Fernwanderungen Frankreichla voie sacree, 1944, Fernwanderungen Frankreich
nächsten Krieg. Heute finde ich das erste richtig schöne Quartier: “Au ptit nid lorrain”, das kleine Nest also, in Tronville, wo durch glückliche Fügung ein nettes Familientreffen und ein lustiger Abend nach einer köstlichen Tafel stattfand, das tat mal wieder gut. In den meisten “Chambres d’hotes” gibt’s nix ze esse!

 

Tronville, Jeanne d'Arc, Denkmal Meuse -Meurthe-Mosele, la voie sacree 1944Tag 6, Tronville – Pareid:
Nach super Frühstück im “ptit nid lorrain” gehts wieder auf die  “D 903”, Hauptroute, nach dem kleinen Nest “Pareid”, 2 km nördlich der Route. In “Mars la Tour”, bekannter Schlachtort, thront die berühmte “Jeanne d’ Arc” neben einem Geschütz, und nach “Hannonville” kommt auf freier Strecke der Grenzstein zwischen den Departements “Meurthe et Moselle” und “Meuse”. Im Bushäuschen von “Harville” legte ich eine Regenpause ein. Es zieht, regnet auch noch herein, und ich habe mir am linken Fuß eine Blase gelaufen; toll –  und das am Sonntag.

Mein Quartier in “Pareid” ist ein “Chambres et Table d’Hotes”; das chambre war OK, als “Tables” standen da 4 Einmachgläser mit einer wässerigen Brühe, worinnen Fleischstückchen und/oder Kartoffeln (?) schwammen, die könnte ich mir in der Küche warm machen, dazu zwei “Maggifläschjer” Bier, die großen sind 0,33 und 2 Scheiben Brot – das war’s. Besser als garnix, denn in der Prairie gibt es keine Gasthäuser, das nächste wäre 5 km weg.

Tag 7, Pareid – VERDUN:Manheulles, Kirche, Fernwanderungen Frankreich Denkmal US army, 1944, la voie sacree
Wieder zurück auf der Route kam wieder einer der zahlreichen Poller “Voie de la …”, ein Denkmal für die “4. Division US Army 1918”, wonach ich nach “Manheulles” kam, wo viele Leute zur Kirche gingen; “Mariä Himmelfahrt”, Feiertag auch “en France”, wo viele Leute in die Kirche gingen, auch ich, sie war voll, und  alle sangen  (Video 2 MB) kräftig mit.

 

 

Verdun, Centre mondial de la Paix Verdun, Centre mondial de la Paix Verdu, Ufer der Meuse, Restaurants Verdun, Krieg und Frieden, la guerre et la paix ...Dann kam VERDUN, Centre mondial de la Paix”, vom Thema her trauriger Höhepunkt der Tour. Eine blaue Tafel wies auf die berühmten Sehens- (denkens-)würdigkeiten hin. Bei allen Erinnerungen an 2 Weltkriege hat die Stadt südländisches Flair, vor allem an der Meuse mit Ausflugsbooten und vielen Lokalen. Beim Karusell sieht man Krieg und Frieden.

 

Ein Scan von meinem Tagebuch zeigt, a) wie der Wandersmann sogar in der großen Stadt Verdun erst beim 4. Hotel eine Bleibe findet und b) der dortige Hotelier, David, “Les Colombes”, denselben “on the road” zwischen Metz und Rezonvolle passiert hat. Ich ließ ihn das  hier  reinschreiben; “.. bravo pour son parcours”.

Tag 8, VERDUN – Obréville :
“Taxi nach Douomont?” –  “€ 17,00 in 1 Stunde”. Zwei Italiener, Militariasucher, von denen es hier viele gibt, es wurde ja hier auch viel verloren: Kriege, Leben, Waffen …, nahmen mich mit, im Kofferraum lag die Metallsonde. Sie wollen weiter nach Calais und an den berüchtigen “Omaha Beach” von der Invasion 1944. Ich verbrachte in  Douaumont  eine einsame Stunde, war auch gut so. Es war ja noch früh, die Busse kommen später. Eine nette Dame nahm mich dann mit zurück nach Verdun, wo ich in der “Citadelle Souterraine” eine beieindruckendeVerdun, piss-en-lit f-at-verdun-soldat-inconnu
Führung mit einer kleinen Eisenbahn und Kopfhörern erlebte. Was ich bisher nicht wusste, woher der “Unbekannte Soldat” unter dem “Arc de Triomphe” in Paris  stammt, erfuhr ich hier: von hier! Er wurde dort während der Schlacht in einer feierlichen Zeremonie von einem unter vier Kriegsteilnehmern, den wenigen die noch lebten (!) der ausgelost wurde, aus 8 aufgebahrten gefallenen Soldaten bestimmt. Er wählte den Sarg Nr. 6, weil das seine Division war. “On ne passe pas” heißt übertragen “Hier kommt keiner durch”. So geschah es ja auch – nach 300 Tagen mit 300.000 Toten. Das Leben: eine Festung, ein Kriegsheld und eine Frau sticht Betts…….. (frz.: „piss-en-lit“).

Im Quartier in “Aubréville” waren noch 4 Holländer, einer spielte Rockoldies auf meiner Gitarre. Sein Großonkel ist bei Verdun gefallen. Sie fahren daher jedes Jahr hierher, und er legt einen Strauß an dessen Grab nieder, wovon er mir ein Handy-Foto zeigte.


Reims; Fernwanderungen in Frankreich Verdun, La Voie Sacree Argonne, 1914-1918Tag 9, Obréville – SAINTE MENEHOULD:

Warum ich „Sainte Ménéhould“ groß schreibe? Siehe Tag 10, 2 letzte Zeilen!
Auf freier Strecke, also wie normal, hält ein Auto, der Mann dreht die Scheibe runter: “Avez-vous du plaisir de randonner?” („Haben Sie Spass beim Wandern?”) “Mais oui, Monsieur”; es zwingt mich ja keiner. Inzwischen hupen einige LKW-Fahrer und winken mir zu, sie haben mich schon irgenedwo vorher “on tour” gesehen, es läuft ja sonst keiner dort rum. Einer oder zwei zeigten mir auch schon mal den Vogel. “Peut-etre”. Nach langer Durst- (und Hunger-) Strecke kommt ein Plakat mit Wegweiser links den Sandweg hoch: “Brocante … Fete … Restauration”, also Trödelmarkt … Fest … essen-trinken. Obwohl kein Auto dorthin fährt, treiben mich Neugier und Hunger dort hoch. Ich komme auf ein teilweise abgeräumtes Festgelände – die Fete war am langen Wochenende, heute ist Dienstag. Trotzdem macht mir die Frau ein großes Baguette und “Kronenbourg” ist auch noch da – gerettet! Weiter gehts auf der “Voie Sacree”, die heilige Straße, auf der bei der Invasion in endloser Fahrzeugschlange die frischen Soldaten zur Front, im Bild Innenkurve, und die gefallenen und verwundeten zurücktransportiert wurden. Bald bin ich in ARGONNE.

Ich passiere das schmucke Städtchen  Clermont en Argonne,  wo alles schön beisammen ist: Brasserie, Kirche, Kriegerdenkmal (!) und Rathaus. Das Kriegerdenkmal und die große Kiesfläche davor sind sowas von gepflegt, wie überall “en France”. Dann kommt die schöne  Stadt SAINTE MENEHOULD mit einem imposanten “Hotel de Ville”. Auf dem Weg zum Quartier passiere ich die Redaktion von “L’ UNION”, die hiesige Tageszeitung und klopfe mal an. Madame “Stéphanie”, “Chef D’ Agence”, auf ihrem Schirm ist meine Streckenskizze zu sehen, macht ein schönes Foto auf der Brücke und ein Interview über die Tour, danach lädt sie mich zu einem Getränk in meinem Quartier ein; “Hotel Argonnais”. Zwei holländische Gäste dort schreiben mir noch ins Notizbuch:
“We saw Hans walking along the road with a guitar on his back, not a young hippie from the 60-s with smelley long hair but more like a Mr. Nobody out of a western movie. Sjoerd + Renée from Holland.“
In der Gewissheit, ein gutes Bett für die Nacht zu haben ging ich abends richtig “gudd esse” ins wunderschöne “Kapittel”, begleitet von einer Halbflasche “Riesling d’ Alsace”, wo ich danach auch aufspielte.

St. Menehould, Kapittel, Restaurant St. Menehould. L'union, Madame Stephanie St. Menehould, Rathaus, Mairie Clermont - Argonne, Fernwanderungen Frankreich Fernwanderungen Frankreich

 

 

 

 

 

Tag 10, rabenschwarz, SAINTE MENEHOULD – Suippes – SAINTE MENEHOULD (!):
Der Start war gut: die liebe Madame vom “Hotel L’Argonnais” zeigte mir zum Frühstück schon die Zeitung mit meinem Bild und Text – schnelle Arbeit, Stéphanie, und gute! Kurz hinter St. Ménéhould überquere ich die “A 4” und gehe direkt danach per Kompass  auf den berühmten Hügel bei    VALMY, wo 1792  eine Schlacht von europäischer Bedeutung zwischen der französischen Revolutionsarmee und Preußen/Österrreich (!) von den f-at-6504-menehould-hotel-madame-zeitung f-at-valmy-wanderhans Valmy, 1702 General Kellermann Valmy, Mühle, Kriegsdenkmal Valmy und Goethe war hierFranzosen gewonnen wurde. Was die Preußen und Österreicher im tiefsten Frankreich verloren hatten? Die Vernunft! Sie wollten den in Paris von den Revolutionären gefangenen König Louis XVI aus dem Gefängnis befreien. VERDUN hatten sie bereits überrollt, jedoch endete hier (!) der 1. Traum vom “Spaziergang nach Paris”, der 2. bekanntlich 1918, der 3., aus der Geschichte nix gelernt, 1944, wie sich aus meinem “Durchmarsch” ergibt, und – GOETHE war dabei!

Die “Mühle von Valmy” ist ein Nachbau, dem siegreichen General Kellermann hat man ein großes Denkmal gesetzt. Auf dem Parkplatz vor der Anlage frage ich einen französischen Wohnwagenfahrer: “Ist das die Straße nach Suippes?”, eine von zweien die man von hier aus sieht. “Oui!” Ich hätte mich besser auf Karte und Kompass verlassen, sie war es nicht, was mich etwa 3 km kostete. Hat man schon jetzt ein Dorf; HANS, nach mir benannt? Bei Somme-Suippes ist wieder ein französischer “Cimetière” und erst gegen 8 bin ich in einer Kebab-Bude in SUIPPES – gestrandet. Ein Hotel aus einer Webseite ist schon seit Jahren geschlossen, andere in der Nähe sind “complet” oder es meldet sich niemand. Das “Café de la gare” ist wegen “malade” geschlossen. Gäste und Betreiber der Kebab-Bude sind freundlich und hilfsbereit, haben aber keine Lösung. So rufe ich die einzige mir bekannte Person “en France”, die Wirtin in St. Menehould, an, die holt mich gegen 1/2 10 Uhr hier ab und bringt mich in mein Zimmer vom Tag 9 zurück – gerettet! Erst um 0.00 Uhr komme ich ins Bett.Some -Suippes, Kriegerfriedhof Hans, Fernwanderungen Frankreich Valmy,Memorial Valmy, die Konsequenzen

 

 

 

 

 

Tag 11, SAINTE MENEHOULD – REIMS:
Wegen dem 3-fachen Pech; verlaufen, Knieschmerz, kein Quartier – habe ich schlecht geschlafen. Ich dachte  ganz kurz und zart mal ans heimfahren, vielleicht, weil grad ein Bahnhof in der Nähe war. In einer Grünanlage erfuhr ich, dass hier der “Champagner” von dem Mönch “Dom Perignon” erfunden, bzw. zufällig entdeckt wurde. Joo, “Reisen bildet”! Eine junge Frau nahm mich im Auto mit bis Valmy, wo ich 1 – 2 Stunden den Daumen hochhielt, um wieder mindestens bis Suippes, Tagesziel von gestern, zu kommen. Ein junger flotter Kaufmann hielt, er fuhr sogar bis REIMS, so dassSt. Menehould; DOM PERIGNON Suippes; Kebab
ich, die Misere von gestern noch im Kopf, erstmals in meiner “Lauf-bahn” der Reims; Etap-Hotel, Madame Sandrine, proprietereVersuchung erlag und mich bis dorthin mitnehmen ließ. Er fuhr mich freundlicherweise sogar an mein ETAP-Hotel, für welches mir Madame Sandrine vom Tag 5/Tronville eine Übernachtung mit Frühstück geschenkt hatte. Er ist auf dem Foto links: “merci” nochmals, wenn er’s sieht(?). Peng, das tat gut. Zufällig kam auch Madame Sandrine, die Dame in rot,  mit ihrem Mann vorbei, sie war ja die Chefin, und schenkte mir noch ein gelbes T-Shirt mit der “Tour de France” drauf. Ich warf meinen Git-sack ins Zimmer, zog den “Abendanzug” an und fuhr mit dem Bus in die City, woReims; Kathedrale mit Monroe und Gadhaffi f-at-6546-reims-gadhaffi Reims; Champagner vor der Kathedrale f-at-6545-reims-kath
ich mir vor der Kathedrale eine Demi-Bouteille (0,375 l) Champagner für € 23,00 erlaubte. “Was haben Gadhaffi, Marylin Monroe und die Kathedrale gemeinsam?” “Sie stehen nebeneinander.” (s. 2 Fotos rechts)  Vor den 3 letzten Kriegen sah das dort sicher schöner aus …

 

Tag 12, REIMS – Fismes:
Nach einem super Frühstück mit u. a. 3 Sorten Kuchen durchquere ich auf einer Dorfstraße, da die “Rue N” einen Bogen ums Dorf macht, “Jonchery”. Das Dorf und Dorfstraße sind 1,5 km lang. Der einzige Mensch war ein junger Papa mit Kinderwagen und Kleinkind drin, also waren es doch 2, er trug ein Erdbeertorte in der freien Hand nachhause. Wir unterhielten und kurz, er hat Verwandte in “Sarreguemines”, also Saargemünd in unserer saarländischen Nachbarschaft. Es war eines der wenigen Gespräche unterwegs – besser als nix. Halt! Am Dorfende dreht ein Herr im Auto die Scheibe herunter und fragt mich, ob ich “perdü”, also verloren sei, was ich verneinte. Offensichtlich hat man dort noch nie einen Fremden gesehen. Warum   auch. Gegen Abend bin ich in FISMES, wo ich vor so einer Art größeren Kebab-Bude “Chicken wings” verdrücke. Ich mache dem Mann gegenüber ein Fismes; 3. Rathaus f-at-6556-fismes-doggeKompliment: “Schönes Rathaus haben Sie hier” (en francais natürlich, wie alles andere auch). Er sagt, natürlich ebenfalls en francais “Joo (ouiii), das ist schon das dritte”. Nun ratet mal, wer die beiden vorherigen kaputt gemacht hat. In der Bar nebenan trinke ich noch schnell ein Bier, das lustigste war die Dogge hinter und auf dem Tresen (!), bevor der Wirt, um 8 Uhr, raaatsch, die Wellblechjalousie vor der Tür herunterzieht. Feierabend! Die Stadt ist nun praktisch tot – am Samstag, es ist hell und warm, niemand mehr auf der Straße. Auch in den Gärten, die meisten hinter hohen Mauern versteckt, ist es ruhig, wo bei uns zuhause um diese Zeit geschwenkt wird. Seltsam.

 


Tag 13 – es regnet . . , Fismes – SOISSONS
:
… und heute ist Sonntag, zuhause gibt es sonst “kaiserliche” Törtchen (die Frau vom Bäcker Kayser, siehe ihr Zitat nach dem Ende der Tour 2010 “Deutschlanddurchquerung“). Mein Hauswirt hat Gäste aus Heilbronn. Ich erzähle ihm von meiner Tour 2010 “Frankreich – Tschechien”, siehe dort, auf der ich dort durchlief und vorm Rathaus fein speiste. Dort hing ein Schild “Nette Toilette”, welches jedermann/-frau kostenloses pi— Pipimachen erlaubt. Anderfalls wird bekanntlich mangels WC oder Geld die nächste Hecke aufgesucht, was ich  Fernwanderungen in Frankreich; Rast a la ferme Fismes; "nette Toilette"
ihm bildlich an ihrer Zimmerlinde demonstriere. Er hat sich halb tot gelacht und auf die Schenkel geklopft. Auf einsamer Strecke bitte ich in einem Bauernhof um Wasser. Die nette Frau lädt mich zum Sitzen ein und versorgt mich mit frischem  Obst. Auf endloser Straße kommt mir tatsächlich ein Mensch entgegen; er rennt – noch ein Verrückter. Offensichtlich macht er das häufig.

 

 

Heute und gestern sprachen mich Leute an, die mich auf der “Rue N”, in der Nähe von “Breuil” bzw. “Reims”  marschieren sahen und schreiben mir auf meine Bitte  “BONNE ROUTE”  ins Notizbuch, s. Scan. Endlose Straße – erst am späten Abend bin ich in SOISSONS und treffe auf … “1870”. Ich bin zu müde, um 2 km vor der Stadt ein billigeres Hotel anzu-laufen; “Formule 1”, und steuere das teurere “Best Western”-Hotel an. Der Geschäftsführer, dem ich von meiner Tour und der Absicht, die Kostendafür im Rahmen zu halten,Soissons, Best Western Hotel, bien! Soissons, Abbaye de Saint Jean, la fassade; la guerre 1870 + la guerre 1914-1918 Fernwanderungen in Frankreich; endlose Straße
erzähle, ermäßigt dem Wandersmann die Übernachtung ohne Frühstück (!) von € 95,00 auf € 79,00 und schenkt mir zudem das Frühstück zu € 15,00. Ich schenke ihm dafür das gelbe T-Shirt von seiner Konkurrenz ETAP-Hotel vom Tag 11, das nix gekostet hat. Auf der Terrasse kriege ich spät um 1/2 10 noch mit knapper Not ein kleines feines Abendessen. Außer mir sind nur noch 2 Gäste da.

 

Tag 14, SOISSONS – Croutoy:
Nach einem üppigen (und kostenlosen) “Best-Western”-Frühstück passiere ich die “Abbaye St. Jean au Vigne”, also praktisch “Kloster ich im Weinberg”.  Nein, die Kirche hinter den beiden imposanten Glockentürmen dem 13. Jahrhundert (!) wurde 1805 abgerissen, um die Kathedrale zu Soissons, Abbaye de Saint Jean, la fassade Fernwanderungen in Frankreich; Soldatenfriedhof f-at-6596-grab-paul-augusteerneuern, also diesmal keine Kriegsfolge. Auf einem Soldatenfriedhof neben der “Rue N 31” bei “Ambleny” mache ich ein feines Mitagsschläfchen, wir haben uns gegenseitig nicht gestört. Der “Paul Auguste” vom vordersten Grab hatte fast sein ganzes Leben noch vor sich . . . Nach einer weiteren 8-km-Geraden finde ich in der “Auberge St. Martin” ein feines Mittagsmahl, es gibt ja so wenige Lokale an der “Rue N”: “Truite avec riz”, dazu 1/4 vin blanc und ein Eis: 1 Vanille und 1 Pistache. 2 km abseits der Route finde ich in “Croutoy”, ein ganz kleines Nest ohne Lokal und Geschäft, in einem “Chambre d’hote” ein Bett, das nette Ehepaar macht für uns drei ein Abendessen – Gott-sei-Dank.

Tag 15, Croutoy – COMPIEGNE:
In Couloisy stellte ich fest, dass “Haareschneiden” nötig war. Die nette Friseurin, es war die Chefin, machte mir auf meine Frage “Was kostet der billigste Haarschnitt für einen Wandersmann?” einen Sonderpreis von 10 Euro anstatt € 16,50. Im Ort an einer Kreuzung, wo wir auf “grün” warteten, sprach mich wieder ein Mann an: “J’ai vous vu chez Soissons sur la route N”. Auf der Strecke, Rue Nationale, ein LKW-Kpitän zeigte mir den Vogel, vermutlich kannte auch er das große Schild “1025 tués en 5 années”, s. Fazit, aber drei andere  machten freundlich „tut-tuut“ und winkten; sie kannten mich von vorher irgendwo, es lief da ja sonst keiner rum. Dann kam einCompiegne; Waffenstillstandslichtung Compiegne; Gleis Compiegne; Alsace - Lorraine retour
weiterer Meilenstein zum Thema: COMPIEGNE. Gleich zu Anfang kommt ein großes Denkmal für die Befreiung von “Alsace et Lorraine 1914 – 1918” von der deutschen Besetzung. Dann kommt das berühmte Gleis “ … in einem Waldstück bei Compiegne” wie es heißt, also plus 2 km hin und zurück ab und zur “Rue N” …

 

 

 

Compiegne, historischer Waggon f-at-6628-compiegne-waggon-tisch-D-F Compiegne; 3. Rathaus/Hotel de Ville
. . .  und der Waggon selbst – ein originalgetreuer Nachbau. Das Original wurde in der Ex-DDR zerlegt. Tischkärtchen geben die Sitzordnung von Besiegten und Siegern vor; Ordnung muss sein! Auch diese Stadt hat ein wunderschönes “Hotel de Ville”. Ob es noch das erste ist? Das “Thema” begleitet mich bis zum Schlafengehn. Im Hotel-TV läuft kein Kriegs-Film, sondern ein Kriegsbericht vom  Russlandfeldzug 1941.

Tag 16, gestrandet/die 2-te: COMPIEGNE – Belloy:
“Wenn ein Tag so wunderschön beginnt, ist alles drin …” (Mike Krüger). Der Angestellte vom “Armor”-Hotel in Compiegne und Mme. Larcher in “Belloy” telefonieren zusammen für eine Übernachtung heute: “Okay”! “Danke” und ab. Es läuft sehr gut. “Hinter dem Horizont geht’s weiter …” auf dem schier endlosen grauen Band, das ich mir aufgeladen habe durch endlose französische Prairie. Dann komme ich endlich über “Lataule”, Abbildungen der Panzer aus 1918, nach BELLOY. Ein französischer Panzer von 1918 (Tafel), ein Gedenkstein für den 11. Juni 1918, ein Stück Eisen von einem Panzer und eine Karte mit roten Punkten für “zerstörte Panzer und Fahrzeuge” – aber auch die Insassen haben das wohl nicht überstanden, erinnern allgegenwärtig an den 1. Weltkrieg.

Fernwanderungen in Frankreich; endlose Straßef-at-6673-prairie Belloy, Kriegsdenkmal Fernwanderungen in Frankreich; Karte der Schlacht, Belloy
Ich suche, schlecht ausgeschildert, das bestellte “Chambre d’hote”. Ich finde es, aber die 4 Betten sind mit 4 Gästen aus Paris besetzt. Eine Frau von den Gästen ruft die Madame an – bla-bla-bla – nix zu machen, ich hätte ein Zimmer in Compiegne reserviert – vom Hotel in Compiegne aus?! Da hat eine/r der beiden Telefonierer großen Mist (frz.: merde) gebaut, der mir später auch real begegnet. Der liebe Monsieur Thomas, Allroundhandwerker und Besitzer eines Werbeateliers, mit dem ich vor der Tour korrespondiert hatte, und der leider “complet” war, telefonierte mit einem deutschen Freund, für den er in seinem großen Anwesen eine Zweitwohnung eingerichtet hatte. Als er ein freundliches Gesicht macht, steigt meine Hoffnung auf ein Bett, er gibt mir den Hörer: “Bonjour, ich bin der  —–  Hans aus St. Ingbert” – “On‘ ich bin de Patrick  ——  aus Kaschdel”! Kaschdel ist Blieskastel im südlichen Saarland, 13 km von “Sankt Ingbert“ entfernt, also Nachbarschaft. Wir kennen uns zudem von den “Rovern”, ältere Pfadfinder, die am Altstadtfest Landsknechtslieder in historischen Kostümen spielten und sangen. Damit war die Sache klar. “Merci nochemol Patrick”! Wir, d. h. Mr. Thomas, 6 Monteure und Gäste und ich, tafeln gut im freien. So endet auch die 2. “Strandung” mit einem “happy end”.

Fernwanderungen in Frankreich; Belloy, Quartier f-at-6670-belloy-patrick f-at-6665-tomas-belloy-git Fernwanderungen in Frankreich; merde

 

 

 

 

 

 

f-at-6677-la-sommef-at-6682-assainvillers-zogasTag 17, Belloy – Assainvillers:
Nachdem auch der 2. Quartiernotstand glücklich überstanden war, hatte ich keine Bedenken für den Rest der Tour. An die fast grenzenlose Weite  um mich, abgesehen von einigen Autos, habe ich mich inzwischen gewöhnt und komme auf einer kurzen Etappe ins Departement SOMME. In “Rollot” wurde “Monsieur Antoine Galland” geboren und hatte 1704 bis 1717 die 12 Kapitel der “Les mille et une nuit”, “Erzählungen aus 1001 Nacht” vom arabischen ins französische übersetzt, wonach sie im europäischen Raum verbreitet wurden, und weiter nach “Assainvillers” ins Quartier bei Madame Zogas; ein Glückstreffer. Ich kriege das letzte freie Bett, alle anderen sind von Monteuren, Freiberuflern usw.  belegt. Touristen sieht man hier keine, verständlich. Sie hat einen wunderschönen Garten mit einem kleinen Park und Sitzgruppen drin. Übernachtung mit gutem Frühstück, O-Saft aus der Karaffe, nicht im Schnapsgläsje, Kuchen, Yoghurt, feines “Flute” (Weißbrot), kosten nur € 31,00 und für die kleinen 0,33-er Stubbi’ Bier nimmt sie nur je € 1,00. * * * !

18, Assainvillers – Moreuil: Fernwanderungen in Frankreich; Braches f-at-6689-weite-blau Fernwanderungen in Frankreich; Kriegsdenkmal Fernwanderungen in Frankreich; Montdidier, Soldatenfriedhof
Am Ortsrand von “Montdidier” ist ein 3-teiliger Friedhof;  deutsche Soldaten / französiche Soldaten / Einheimische einträchtig nebeneinander. Auf einsamer Strecke wieder ein Erinnerungsstein, dann kommt nach “blauer Weite” das kleine “Pierrepont”, wo mir ein Poulet-Baguette mit einem Glas Wein mundet und ich erstmals seit Tag 1 die “Rue N/Rue D” verlasse und 10 km auf einer parallel verlaufenden Dorfstraße quasi “wandere”, also nicht “marschiere” wie normal. Es tut mir richtig gut, man läuft entspannt. Im ganz kleinen “Braches” wechsele ich mit frohem Gemüt den Kartenstreifen “4” mit “5”, dem letzten, was natürlich im Bild festgehalten wird.

In “Morisel” ist  wieder ein “Cimetiere militaire”. Dort liegen auch die Brüder Friedrich und Wilhelm Schütte, die am gleichen Tag, 2. 5. 1918, gefallen sind. Dann darf es auch mal etwas lustiges sein; Bär und Wandersmann. Über die Bahn und ich bin in der Stadt (!) “Moreuil”; das einzige geöffnete “Speiselokal” ist wieder – KEBAB.  Auf dem flachen Land, also in ganz Nordfrankreich, würden Leute, die nicht selber kochen wollen oder können, ohne Kebab-Buden verhungern, wie man an der beachtlichen Schlange im und vorm “Lokal” sehen kann. Dort also ist heute die berühmte “cuisine francaise”, auch für mich. So nehme ich meinen “Dämmerschoppen” in der Pferdewetten-Bar nebenan ein. Die gibts dort häufig: nix zu essen, Pferderennen-TV den ganzen Tag, die Männer sitzen rum, füllen Tippscheine aus, gucken Pferde-TV und schwätze.

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Tag 19, Moreuil – AMIENS:

Die Übernachtung im, einzigen, “Hotel St. Nolf” war nicht so toll, Frühstück gibts keines, außer mir war nur noch ein Asiate dort, also auf in die City zum Frühstück, das ähnlich ablief wie das Dinner gestern abend: In der Boulangerie “Van-de-Velde” (“Die vollkommene Ehe”) gibts feine Hörnchen, Croissant und Weck, aber kein Kaffee, in der Pferdewetten-TV-Bar ist’s umgekehrt, das hat also soweit geklappt, und beides hat gut geschmeckt. Noch ein schönes Blumenbeet für “Mutti” geknipst, dann bin ich wieder auf der “D 935”, wo mich tatsächlich 2 Joggerinnen überholen. Ich laufe weiter durch die Pampa bis “Boves”, Schild: “Amiens 9 km”, das baut auf, und nehme mein Mittagessen, na wo?, in der KEBAB-Bude ein: 4 Hähnchen-Nuggets, Frisee-, Tomaten- und Roterübesalat mit Pommes, alles lecker. Zu trinken gibts leider nur Limo, Cola und so Zeugs. Kurz vor Amiens ist noch ein kleiner Soldatenfriedhof wo ein kanadischer Leutnant von nur 20 Jahren, der am gleichen Tag wie ich Geburtstag hatte/hat, begraben liegt, 10.000 km von zuhause. Einmarsch in AMIENS mit der schönen Kathedrale, ….

f-at-6714-19-amiens-kath Amiens, Hochhaus von Perraut, nach dem 2. Weltkrieg Soldatenfriedhof bei Amiens, kanadischer Leutnant f-at-6705-19-2-2damen-joggen f-at-6704-blumen

 

 

 

 

 

. . .  in der das Haupt vom “Johannes dem Täufer” ausgestellt ist – wenn’s stimmt. Labyrinth und 8-Eck ebenda beziehen sich auf die Schwierigkeit der Navigation bei den Kreuzzügen, ohne Navi und GPS. Hingekommen sind sie, leider wie man heute weiß, trotzdem. Auch Amiens mit der Restaurantzeile an der SOMME hat südländisches Flair; endlich mal eine richtige Speisekarte statt Chicken-Wings oder Kebab. Beim Rückmarsch zu meinem Hotel stehen zwei junge Frauen vor dem Lokal “Bouchet”, eine hat eine Gitarre. Ich spreche sie an und sie nehmen mich mit hinein. “Camille” feiert ihren 30. Geburtstag, wir musizieren zusammen, und als Solo singe ich, was hier jeder kennt “Oh champs elyssees …” , Das war ein richtig schöner Tag.

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Tag 20, AMIENS – Hangest sur Somme:

“Sonntag ist’s, am am Zaun das Veilchen … “ (Opa’s Lied). Ein “Denk-mal” erinnert an die Opfer der Judenverfolgung des “Vichy”-Regimes und der Widerstandskämpfer (Résistance). Ein sehr großes Denkmal mit dem sog. Lothringerkreuz ist “General Leclerc” gewidmet, der seine Soldaten im 2. Weltkrieg siegreich im Tschad, in Alencon, Paris, Strasbourg (!) führte, im Indochinakrieg in Saigon, im Mekongdelta und in der Sahara kämpfte, und mit dem kommunistischen “Hoh Chi Minh” verhandelte. In der am Sonntagmorgen ausgestorbenen Fußgängerzone treffe ich wieder auf einen “Verrückten”, “Dan”, der sogar mit Anhänger ab Manchester/England  hierher radelte und weiter nach Paris will. Ab dort weiß er noch nicht, wie’s weiter geht. Offensichtlich ist er Junggeselle 😉 Vor dem Beamtenpalais, auch “Hotel” 😉 de Ville genannt, waren zwei junge Skater die einzigen bewegten. Dann ging es wieder auf die Piste. In “Ailly” ist am Bahnhof in der Pferdewetten-TV-Bar viel Betrieb. Ich kaufe mir in der Bäckerei was zu essen und trinke in der Bar guten Kaffee dazu, so stimmts.

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PICQUIGNY würde kaum einer kennen, höchstens geschichtskundige, denn oben im Innenhof vom Chateau (de P.) erinnert ein brauner Stein an den “Frieden von Picquigny” der 1475 zwischen dem französischen König Louis XI und dem englischen König Edvard IV nach dem “100-jährigen Krieg”, der inzwischen eingeschlafen war (!), beendete. Auf dem dortigen Hügel stehen auf dem zivilen Friedhof auch 4 Grabsteine von gefallenen britischen Soldaten. Auch in “Crouy” ist ein britischer Militärfriedhof, wo u. a. der “Gefreiter Abbott, gefallen 27.4.1918”, ruht.

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In “Hangest sur Somme” komme ich sehr gut bei Mr. et Mme Lefevre unter: feines Diner avec 1 Glas Champagner davor und Syilvaner d’Alsace dazu. Sie sangen bretonische Volkslieder, alle 5 Strophen 😉 Den Refrain habe ich soweit verstanden: “les cigognes (Störche) kommen jedes Jahr wieder zurück …” o. ä.. Monsieur lernte etwas deutsch dazu, wir prosteten uns oft zu und er sagte dann immer “Freindschaft – Freindschaft” und zu mir, statt deutsches “Hans”, französisches “oohns”. Leider habe ich kein Foto, wenns schön ist, vergisst man das als.

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Fernwanderungen in Frankreich; Conde-Folie, british cimetiereFernwanderungen in Frankreich; Eglise St. Vulfram, Abbeville/FranceTag 21, Hangest sur Somme – Abbeville:
Über die “D 3” und die hier schnurgerade Somme gehe ich auf die andere Seite nach “Bourdon” mit u. a. einem großen deutschen Kriegerfriedhof mit 22.213 (!) Gefallenen aus dem 2. Weltkrieg. Imposante Gedenkstätte ist ein 10 m hoher Rundturm aus Pfälzer (!) Sandstein mit einer Figur im Innern. An der Somme tobte der 1. Weltkrieg und 2 mal im 2. Weltkrieg: 1940 vorwärts bis zum Atlantik und 1944 auf dem Rückzug. So sind deutsche und französische Kriegsgräber beiderseits der Dorfstraße. Gräber links und rechts. Doch auch im 1. Weltkrieg kostete die berühmte “Schlacht an der Somme” über 1.000.000 Tote und Verwundete. Christliche Kreuze der Kriegsgegner und muslimische an eine Moschee erinnernde Grabsteine stehen Seite an Seite. Ob der junge “Nasr Ben Ali” wusste, worum es hier geht? Über die Somme komme ich wieder auf die “D 3” und schon nach 6 km auf den nächsten, diesmal britischen, Kriegerfriedhof von “1918 – 1919” (?). Nach weit(er)en 24 km bin ich in ABBEVILLE, der letzten Station vorm Atlantik, wo ich im “La Corne” richtig fein mein Diner einnehme. Vom ehemaligen Ursulinenkloster steht nur noch die restaurierte Fassade. Der Rest sowie der größte Teil der Stadt wurde 2 mal zerbombt; einmal von den Deutschen am 20.5.1940 auf dem Vor-(= Durch)marsch zum Atlantik und nochmal 1944 von den Alliierten während des deutschen Rückzugs. Die Fassade im Morgenlich seht Ihr – morgen.

Tag 22, (fini!) Abbeville – CAYEUX SUR MER:
An der ”Fassade” von gestern und der “Stiftskirche St. Vulfram”, eher eine Kathedrale, vorbei gehe ich zum Bahnhof um mich nach Bus und Bahn für die Rückreise zu erkunden. Hier in Abbeville beginnt der 12 km lange schnurgerade CANAL DE LA SOMME der bei “St. Valery sur Somme” in die Sommebucht mündet. Ein Denkmal erinnert an eine furchtbare von Staat und Kirche begangene Greueltat an einem 19 Jahre alten Adligen, der “ … die Prozession nicht gegrüßt” hatte. Von wegen “gute alte Zeit”.  “Sauf” gilt nur für Radfahrer 😉

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Ein privates “chambre”-Schild, mit Entfernung und Telefon!, zeigt den Offiziellen wie’s geht, leider die Ausnahme von der unkomfortablen Regel. Ein Blumenkreisel mit “Cayeux”-Schild zeigt ans Ziel, in der Ferne sieht man bereits die Kreidefelsen von “Treport”, und ich bin drin – in CAYEUX SUR MER.Fernwanderungen in Frankreich; Hotes bei La Halte/FranceFernwanderungen in Frankreich; Schild nach Cayeux sur MerFernwanderungen in Frankreich; Kreidefelsen von TreportFernwanderungen in Frankreich, Cayeux sur Mer, Kriegerdenkmal Nach dem obligatorischen Kriegerdenkmal bin ich zwar nicht “drin” wie „Königssee – Nordsee“, aber “dran” – am Atlantik, laut Kamera um 18:55 Uhr. Ja, wo isser denn, der Atlantik? Ausgelaufen:

 

 

Cayeux sur Mer, Strandläufer, Fernwanderungen Frankreich

Ein Glas Champagner zum Gelingen und ein letztes  Oh, Champs Elyssees” .f-at-prost-fini
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Ein “Faulenzertag” mit einem Kleineisenbahnausflug nach “St.-Valery-sur-Somme”, schöner Touristenort, folgte und die Heimfahrt per Eisenbahn über  Paris, “Gare du Nord” , dann per pedes, ist man ja gewöhnt, zum nur 100 m entfernten “Gare de L’ Est”, ne komische Sache, und letztendlich per TGV in nur 1.59 Stunden (!) ohne Zwischenhalt nach Saarbrücken. Vom Zug nach “Dengmert” holte mich dann meine liebe Frau ab. Ende.

4) Kosten:
Bargeld (Anfangsbestand abzüglich Endbestand):                            € +    270,–
Handy-Kosten; FR – DE und FR – FR mit deutschem Handy:           € +     90,00
Mehrkosten fürs Festnetz zuhause gegenüber sonst:                       € +     70,00
Abbuchungen und Abhebungen; Quartiere, Verpflegung,
Bahn nachhause                                                                           € + 1.640,00
abzüglich ersparte Aufwendungen zuhause (?)                                 € –    300,00
Gesamt:                                                                                       €    2.070,00

5) Fazit:
Vor dem unter 3) Ab-lauf geschilderten historischen Hintergrund von zwei in erster Linie von Deutschland ausgehenden Weltkriegen mit geschätzten 80.000.000 Toten, unzähligen Verwundeten und Zerstörungen, sollten wir uns vielleicht nicht so “dranstellen”, man sagt auch deutsch-französisch “echauffieren”, also  aufregen, wenn Frau Merkel unseren Geldbeutel aufmacht, um in finanziellen Schwierigkeiten befindlichen Nationen zu helfen – meine ich. Ich berührte auf meiner Tour (mindestens) 9 Kriegerfriedhöfe mit 73.000 Gefallenen aus 12 Nationen, daher.

Schön war:
* die Hilfsbereitschaft der Leute, die mir mit (Krane-) Wasser und Auskünften, je einmal einem Mittagessen sowie einer Übernachtung mit tollem Frühstück im ETAP-Hotel in Reims, sowie mit Zubringerfahrten zu entfernten Quartieren oder historischen Stätten halfen, sowie
* die Aufgeschlossenheit meinem Projekt gegenüber und die Freundlichkeit vor dem Hintergrund der vergangenen Kriege. Nur eine junge Frau am Tresen in einer Bar in Compiegne – “english? netherlands?” “Non – german”: “Mhmm …”; das war die einzige nicht nette Person en France,
* der häufigste Abschiedsgruß bei kurzen Begegnungen und Kenntnis von dem Projekt war:
“Bon courage”, unsere Tochter, die 3 Jahre in Belgien lebte, hat es mal so geschildert: >Bon courage<  sagten mir meine belgischen Radlerfreunde auch immer. Es heißt wörtlich “Guten Mut!”. Ich bekam es immer dann zu hören, wenn ich etwas schwieriges vor mir hatte und es klang immer so wie: “Nur Mut, es ist nicht leicht, was du vorhast, aber wenn Du den Mut nicht verlierst, wird es schon werden.” Vielleicht auch “Kopf hoch!” Und ein bisschen Kampfgeist!
* Dass auch unser GOETHE hier dabei war, nämlich bei “Schlacht von Valmy”, und die berühmte “Kanonade” nicht nur er- sondern auch überlebt hat, hat mich doch überrascht und auch amüsiert. Wo war der nicht?!

Nicht so schön war:
a) die vollkommene Missachtung jeglicher Geschwindigkeitsbegrenzungen außer- und innerorts sowie
b) die Tatsache, das sehr viele Autofahrer, auch LKW-Kapitäne, Handy mit der Hand am Ohr, inclusive des
Tatbestandes laut a) chauffierten. Es gab nur selten fest installierte Knipsanlagen, vor denen sowohl in etwa 1 km Entfernung jeweils ein großes Schild warnte: “Controle fréquente – pour votre securité” (also auch für meine!), als auch ein Eintrag in den amtlichen Karten, so auch in meiner; 1 : 200.000. Mobile Überwachungsgeräte waren auf 500 km kein einziges zu sehen. Ich hätte sie alle bemerkt, ich lief ja dran vorbei. Immerhin stand mal ein großes Schild am Straßenrand: “1025 Tués en 5 ans”, 1025 Tote in 5 Jahren. Die Konsequenz daraus hat sich dort noch nicht erschlossen.

Die häufigste Frage war:
Combien de kilometres à jour?”, “km pro Tag?”, … die lustigste: “Avez-vous du plaisir de randonner comme ca?”, “Haben Sie Spass damit?” “Mais oui, monsieur, sonst würd’ ich’s ja net mache”.
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Meine “Straßenlaufbahn” 😉 vor dem hier und unter 3) geschilderten Hintergrund sowie der ähnlichen Touren 2010, “Deutschlanddurchquerung Frankreich – Tschechien”, und 2009, “Goetheweg München – Venedig”, dort  vor allem im italienischen, betrachte ich damit als beendet.

Erstellt: September – Oktober 2011