SANKT. INGBERT – MITTELMEER; mit dem Fahrrad ab zuhause (St. Ingbert/Saar) bis Saintes Maries de la Mer, allein, ohne Quartierbuchung, mit Gitarre, 1.270 km, 14 Tage im September 2012
1) Vorwort
2) Ausrüstung, Karten und Streckenführung
3) Ablauf, Quartiere mit €€-s und Bewertung
4) Kosten
5) Fazit
1) Vorwort:
Susi sagte: „Da Deine Tour tendenziell abwärts geht … „, habe ich gleich mal nachgerechnet: Sankt Ingbert, meine Heimatstadt, liegt laut der Tafel an der alten Engelsbertkirche mit bayerischem Wappen auf Höhe 222,25 Meter, das Mittelmeer sagen wir mal auf O. Das ergibt bei 1.270 km … grübel und studier … nicht ganz 2 cm pro Kilometer. Der Reihe nach: Auf der Suche nach einem griffigen Ziel und einem Blick in meine kleine „Europakarte“ kam ich auf’s „Mittelmeer“. Ich war zwar 2009 schonmal dorthin gewandert, aber nicht ab zuhause, s. „Europakarte“. Zu Fuß war das zu weit und zeitlich (vh) zu lang. So kam ich auf’s Rad. Es war meine erste Radtour im Leben, auf der ich auswärts übernachtete. Von Radferntouren hatte ich also keine Ahnung, aber einmal muss man ja anfangen. Das tat ich auch, suchte und fand eine zwar lange, aber überwiegend flache und sehr interessante und schöne Route.
2) Ausrüstung Karten und Streckenführung:
“Ausrüstung“:
Sie ist die gleiche wie bei den anderen Touren: Gitarrensack mit Gitarre und etwas Wäsche, für Schlechtwetter eine neue günstige Aldi-Ausstattung; Handschuhe, Überschuhe, lange Regenhose, Windjacke signalgrün, alles je unter € 20,-, dazu meine leichte lange „Ausgehhose“ und der Waschbeutel. Für Dunkelfahrten, etwa ab 100 km/Tag, hatte ich noch ein Klettband mit roten Blinklämpchen an der Helm-Rückseite in Betrieb. Ich habe das leider nicht in Funktion gesehen, die Autofahrer von hinten heran vermutlich schon.
Fahrrad:
STEVENS PRIMERA (prima!) Trekkingrad mit 24 Gängen und eine Lenkertasche für den Kleinkram tagsüber, sehr praktisch, mit Klarsicht-Karteneinschub, dazu nach Recherche im www und entgegen der Empfehlung eines seriösen Fahrradhändlers, ein Rückspiegel. Den habe ich unterwegs rückseitig mit Silberfolie beklebt (Folie und Leim aus der Bäckerei in Mittersheim, Danke!), damit der Gegenverkehr etwas „Überbreite“ berücksichtigt. Dazu noch einen „Sigma“-Tacho, im Fachgeschäft eingestellt, das war so ziemlich alles. Seitentaschen, Ersatzreifen, Werkzeug, Flickzeug usw. entfallen, ich habe davon eh‘ keine Ahnung.
Karten/Streckenführung:
a) eine ausgeschnittene „Ostfrankreichkarte“ 1 : 1.000.000 als Übersicht mit laut „ViaMichelin“oder so eingetragener Kilometrierung (die zu knapp war) und Übernachtungseinteilung: Strecke ./. 15 Tage = „ÜF“. Ich brauchte aber nur 14 Tage.
b) Aus neuen in Frankreich gekauften Frankreichkarten 1 : 200.000 schnitt ich 9 Streifen heraus, in die ich vorher aus dem www etwaige Übernachtungsmöglichkeiten mit Tel. und €€ eingetragen hatte. Die legte ich dann in den oberen Einschub der Lenkertasche.
Webseiten:
Ich habe mich u. a. im “rad-forum-de” und beim französichen “af3v”, Dankeschön!, dort vor allem vor allem “Eurovelo 5”, “Eurovelo 6” und “ViaRhona” kundig gemacht und Infos in meine 9 Kartenstreifen, s. o., eingetragen. Die “ViaRhona” ist ein im Bau befindliches Objekt, die blaue Linie auf der Hauptseite vom französichen Radsportverband vom Genfer See (Grenoble) zum Mittelmeer täuscht also. Die Schilder trifft man oft unterwegs.
Die gesamte Strecke Saarland – Mittelmeer ist etwa wie folgt unterteilt:
– 60 % saubere asphaltierte Radwege, Genuss pur,
– 10 % ruhige Landstraßen mit Schildern “Vers ViaRhona” oder “Vers Eurovelo”, “da gehts zum Radweg”,
– 30 % normale Land- und Nationalstraßen mit entsprechendem Verkehr.
3) Ablauf (Ab-fahrt stimmt zwar, sieht aber komisch aus):
Tag 1, „Dengmert“ (St. Ingbert / Saarland) – Mittersheim/France:
Mit ehelichem Segen ging ab Haustür die Fahrt durch’s „Grumbachtal“ bei Sengscheid bis Saarbrücken, es war die gleiche Route wie 2010 „Dengmert – Atlantik“ (zu Fuß). Im Fahrradgeschäft in der Mainzer Straße ließ ich mal kräftig Luft drauf machen, das Ventil brach dabei ab und wurde ersetzt, und erstand den erwähnten Rückspiegel – der sich bestens bewährt hat! Ab St. Arnual läuft der bequeme „Saarkohlekanal-Radweg“ durch Sarreguemines (Saargemünd) über SARRALBE mit der 2-Turm-Kirche
bis MITTERSHEIM am „Mittersheimer Weiher“, ein beliebtes Ausflugsziel. Auf dem Saarkohlekanal (Video 3 MB) ist Bootsverkehr. Auf einem Schleusenwärterhaus ist eine schöne Gewässerkarte eingeprägt. Bett # 1 war im „Hotel au Soleil“. (Im „Escale“ gibt es auch Quartier, war leider “complet”, abends bekam ich gutes Essen und auch etwas „Betrieb“, was ich als Alleinwanderer schätze.) Im „Relais Routiers“ mit saarländisch-vertrauten „Karlsberg“-Schild, würde ich eher nicht anklopfen. Tacho: 76 km (laut www wären es 60 km).
Tag 2, Mittersheim/France – SAVERNE:
Die “Einrolltag” war problemlos verlaufen, Tag 2 wartete bereits mit einem echten “Hingucker” auf. Auf feinem Radweg treffe ich bei Regen unter einer Brücke nahe Hesse, der Schotterpfad ist der Radweg, auf “Thaddée”. Er knipst mich mit “Norbert”, einem Ungar (!), der radelt mit Rennrad und 25 kg Gepäck hintendrauf mit Zelt und Kochgeschirr 2.500 km (!) von Budapest nach Amsterdam, um einen Freund zu besuchen. Auf einer bergigen offiziellen Rad-Umgehungsroute (grünes Fahrrad) geht es über Niderviller hoch, wo von der Landstraße “D 45” ein Schild weiter bergauf zum “Chateau des Carrieres” zeigt. Leider ist dieses zum Krankenhaus oder Pflegeheim umfunktioniert worden und bietet keine standesgemäße Einkehr – nur ein Foto.
Dann kommt nach einem Kreisel, H 366, ein lange schnelle Abfahrt runter auf die “D 98c” ins Tal der Zorn, H 265 (wg. “tendenziell nach unten”), die zum Schiffshebewerk-Plan-incline (Video .mp4 3 MB) führt. Vom “Canal” aus sieht man oben das romantische Lutzelbourg und kommt auf feinem Radweg bald nach SAVERNE . Bett # 2, “Hotel National”;
OK bis auf den fehlenden Föhn, den ich zum Trocknen der nassen Turnschuhe brauchte. Auch die beiden ausgebuchten Nobelhotels “Europa”, * * * * , und “Chez Jean”, * * * * , also “bei mir”, wo ich fein speiste, rückten keinen heraus; “ … die sind alle in den Zimmern fest verklemmt.” Tacho: 82/158 km total.
Tag 3, SAVERNE – Boofzheim:
Nach feinem Radweg am “Canal” entlang mit Schwarzwaldblick kamen mehrere TGV-Baustellen mit großer zum Teil unbeschilderter hügeliger Umleitung. Dann kam ich nach STRASBOURG mit dem Parlament der EU (Europäische Union) wo 754 von uns direkt gewählte Abgeordnete äh … arbeiten und sitzen. Am “Canal du Rhone au Rhin” entlang fuhr ich bis Boofzheim, Bett # 3, wo ich bei “Mme. Issler” ein gutes und preiswertes Quartier, ÜF € 36,00, bekam, das günstigste on Tour. Tacho: 115 km (längste Etappe).
Tag 4, Boofzheim – MULHOUSE:
Noch ein kurzes Stück Canal-Radweg mit schönen Schleusenhäusern, liebevoll gepflegt, geht’s weiter auf der Landstraße “D 468”, Radweg ade, wo aus der Ferne die Vogesen grüßen, bis MARCKOLSHEIM, wo ich mit den frühen Gästen im Restaurant “L’ Auberge du Rhin” ein Gläschen trank und nett plauderte.
Am “Canal de Colmar” sah ich in der Ferne den Schwarzwald.
In Fessenheim bog ich aus Neugier zum AKW ab, schob mein Rad, die vielen Verbotsschilder “en francais” ignorierend, -ins- AKW-Gelände statt davor und war gleich von 4 strammen bewaffneten Soldaten in “tarnfleck” umringt. Der höchste Dienstgrad bat mich um meinen Ausweis, übergab ihn einem anderen Kameraden, der ihn ins Büro entführte, wo er wohl zwecks Terrorabwehr durch den Scanner gezogen wurde. Ich bekam ihn wieder. Danach unterhielten wir uns über Atomstromprobleme, “Fessenheim ist sicher” sagte er, und das Ziel meiner Radreise. Ab Avignon hatte ich 3 Ziele im Visier. Von “Marseille” riet er mir ab: “Kalaschnikow – ra-ta-tatt!, … Mehl” (Schnee, Rauschgift). Das hörte ich später, s. Tag 13, so ähnlich nochmal. Fotos durfte ich leider nicht machen. Schade. In der schönen Stadt MULHOUSE fand ich, es war schon spät, nach einer festlich illuminierten “Radlerallee” (Video 4MB) mein Bett # 4.
Tag 5, MULHOUSE – Clerval:
Ich treffe, entlang des “Canal du Rhone au Rhin”, 4 altbewährte Radelfreunde, die von Genf bis Amsterdam radeln. Die haben für die ganze Tour ihre “ÜF” per HRS (Hotelreservierungssystem) gebucht mit Mastercard. “Ja, und wenn was schief geht und Ihr könt nicht antreten, wird der Betrag eingezogen”. “Stimmt, aber man kann am Vortag (!) bis 18 Uhr kostenfrei stornieren”. Bei Montreux-Vieux ist der höchste Punkt des “Canal du Rhone au Rhin” mit 345 m, gleichzeitig Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Nordsee; “Hätten Sie’s gewusst?” Vom Schloß MONTBELIARD, wie
auch die ganze Stadt 400 Jahre im Besitz der “Herzöge von Württemberg”, stammt das Foto, das in der “Saarbrücker Zeitung” meinen dortigen Artikel schmückt. Ab hier heißt der Wasserlauf “Doubs” (gesprochen: “Du”), also ein Fluss. Er windet sich so wie die Mosel ab Trier und lässt jede Entfernungsnahme aus dem www, meist für Fahrrad auf Landstraßen basierend, alt aussehen. In CLERVAL, Bett # 6, ein kleines Nest, fand ich ein von unterwegs gebuchtes “Chambre d’ hotes” (Fremdenzimmer, Zimmer, Rooms), aber kein Lokal zum wohlverdienten Abendessen. So blieb nur eine kalte Pizzabude mit Dosenbier.
Tag 6, Clerval – BESANCON:
Weiter fährt es auf der “ViaRhona” (ab Mulhouse) am Doubs entlang, der jetzt tief eingeschnitten ist, also eine schmale Furche mit felsigen Rändern und vielen Schleusen. Er ist Teil des “Rhein-Rhone-Kanals”. Der Spiesbraten war noch nicht gar, so radelte ich bald durch die “Porte Rivotte” nach BESANCON .
Ich fand im “Hotel du Nord” ein gutes Quartier für € 70,-, Bett # 6, und Zeit für einen Besuch im “Musee du temps”, also der Zeit, wo ein altes Gemälde der Stadt und die seinerzeit modernste Uhr der Welt, die “Leroy I” zu sehen ist. Sie war seinerzeit die komplizierteste Uhr der Welt mit 975 Teilen und u. a. Uhrzeit für 125 Städte der Welt, Höhenmesser, Kompass, Thermometer, Hygrometer, gefertigt vom Franzosen Leroy und seinen Helfern für einen spanischen Edelmann. Auch das „Foucault’che Pendel“ ist zu sehen und – zu hören (Video 2 MB)! Und abends: Gassigehen mit Musik, “Oh, Champs Elysees… “ comme toujours 😉
Tag 7; BESANCON – St. Jean de Losne:
Da mangels Föhn die “kleine Wäsche” noch feucht war, startete ich in den weißen “sloggy-long-long”, die ich für kalte Tage dabei hatte, aber sonst nicht brauchte, wie auch ein zweites blaues Trikot und ein langes Unterhemd. Heute ist Sonntag und – Musikfestival, es war fast kein Durchkommen. Ausgangs BESANCON betätigte ich mich ungewollt als Radfahrer-Führer beim Volkslauf (Video 4 MB). Bei Thoraise ist der Schiffstunnel eine Attraktion, der sich bald eine zweite anschloss: ein Mittagessenkonzert in Orchamps.
Von DOLE, noch ein Winke-winke vom Boot auf dem Canal, kennt man normal nur die Banane, jedoch wurde hier auch Louis Pasteur geboren und hat hier auch gearbeitet und geforscht. Als Chemiker erarbeitete er Methoden zur Haltbarmachung flüssiger Stoffe und Lebensmittel, z. B. der Milch (“Pasteurisierung”) und erfand Impfungen gegen u. a. Tollwut und Milzbrand. Ein malerisches Städtchen mit Universität, imposanter Basilika und schönem Park.
Bei St. Symphorien sur Saone mündet der Kanal auf Höhe 175, also 170 Meter tiefer als der Scheitelpunkt bei Montreux-Vieux, Höhe 345, s. Tag 5 oben, in die wasserreiche Saône. In St. Jean de Losne fand ich in der “Auberge de la Marine” für € 72,- Quartier, Bett # 7, es war soweit OK. Nur als ich spät um 22 Uhr noch ein Absacker-Bier trinken und im Restaurant Platz nehmen wollte, komplimentierte mich die “Madame” dafür ins Freie, wo’s dunkel, kalt und einsam war. “Hier drin wird nur getafelt” o. ä., trinken kann man also in der “Bar”, wo’s leer war, oder eben draußen – seltsam, seltsam; “And’re Länder – and’re Sittel” und “Reisen bildet” (Goethe).
Tag 8, St. Jean de Losne – Buxy:
Weiter saône-abwärts geht es über Verdun-sur-le-Doubs, das bekanntere VERDUN findet Ihr bei meiner Tour 2011, Tag 7, bis Chalon-sur-Saône, wo die kanalisierte Saône Anschluss an den “Canal Lateral” und über weitere Kanäle an den Atlantik findet; eine spannende Geschichte. Das ist der “EuroVelo 6, Atlantik – Schwarzes Meer”; toll! Ich treffe “2 Schwaben”, weil … sie haben beide Anhänger mit Zelt, Geschirr und Ravioli dabei, um “ÜF” und 2 x Restaurant/Tag zu vermeiden, ich weiß es nicht? Aber sie waren beide “gut drauf”, vor allem die Frau. Sieht man’s?
CHALON SUR SAÔNE war wunderbar, nur die “Banque postale” hat mich besch….ummelt, weil sie am Automaten nur maximal € 100,00 rausrückte, aber € 4,00 Gebühren nahm. Schlecht! Ich fand, nachdem ich mich mal in der französischen Provinz verfahren hatte (Video), die in Foren empfohlene Nebenstrecke über eine aufgelassene Bahntrasse, vorerst bis BUXY ein nettes Dorf, vor allem weil am ehemaligen Bahnhof “Vernissage” war; Schnittchen, Sekt, man steht rum und keiner kauft was. Die Frau Bürgermeister bot mir auch ein Glas an, ich revanchierte mich mit einem Ständchen: “Il etait un petit navire … ”, was jeder Franzose kann und fand im “Hotel Montagny” für € 58,00 eine günstige -und- feine (!) Unterkunft.
Tag 9, Buxy – Belleville:
Auf feiner asphaltierte Radtrasse, entgegen den Beschreibungen war ich praktisch allein drauf bis – vor mir 2 riesen Rucksäcke mit Männern dran laufen. Ich habe sie natürlich “angehauen” (angesprochen). Der in grau-schwarz ist ebenfalls aus “Dengmert”, kennt mich und meine “wandernmithans”-Seite, er und sein Mitwanderer, beide von den Stadtwerken NK, pilgern wochenweise nach Compostela, diesmal von Belfort bis Cluny. Sie hoffen, bis zur Rente oder danach noch ans Ziel zu kommen. “Glück auf den Weg!” Wir 3 erreichten zeitlich versetzt das Benediktinerkloster CLUNY, seinerzeit eines der einflussreichsten religiösen Zentren Europas sowie größtes Gotteshaus der Christenheit und erstes französisches “Weltkulturerbe der Unesco”! Dann kam der Tunnel du Bois Clair, der im Winter wegen Besuchermanko und Fledermausschutz gesperrt ist und danach links oben das “Chatel Berze”. Wieder im Saônetal angekommen, versäumte ich nicht einen Abstecher nach MACÔN. Ärger kommt meistens “en bloc”:
a) ein Brillenglas meiner Lesebrille fällt raus,
b) es regnet, und
c) ich habe mir einen “Wolf” ge-fahren, ge-laufen kann man ja da nicht schreiben.
Ab MACON bis Lyon gibt’ mal vorerst keinen Radweg, jedenfalls fand ich keinen. Allerdings hatte ich, s. “Karten…”, nicht viel dabei, auch keinen “Führer”, sofern es einen gibt? Heiter gings weiter über die von einem Einheimischen empfohlenen “D 51” und “D 933”, Radweg gibts hier keinen, bis BELLEVILLE, 95 km/803 km total, Bett # 9, “Hotel Charme en Beaujolais”, wo eine nette Mademoiselle meine Wäsche trocknet ( + + ) und …
Tag 10, Belleville – VIENNE:
. . . wo ich morgens erst mal gut frühstückte. Regen und der “Wolf” sind weg, letzterer durch Behandlung mit der Salbe “P.O. 12” von Boehringer-Ingelheim, das schafft Vertrauen. Was die “12” bedeuten sollte, war mir nicht klar, “PO” dagegen schon: “nomen est omen”. Jetzt wird es mediterrran, was man an den Bäumen sieht, und ich erreichte LYON, wo, unbestätigten Gerüchten zufolge, eine saarländische Spezialität herstammt:
der (!) Lyoner (hochdeutsch: Fleischwurst). Oben am Ostufer der Saône, oder ist es schon die Rhône?, sieht man die “Kathedrale St. Fourvier” und auf dem Brückengeländer den “FC Bayern”. Die Festung, natürlich von Vauban, hat eine unrühmliche jüngere Vergangenheit; hier wurden 1942 99 Kämpfer der Resistance hingerichtet. Schön ist, wie praktisch in allen großen Städten en France, das Rathaus mit einem schönen Platz davor, wo man im Freien fein essen konnte, was ich auch tat, und den wunderschönen “Pferdebrunnen” bestaunte, vor allem, da dem Pferd alle paar Sekunden Dampf aus den Nüstern herausblies. Der “Rote Platz”, “Place Bellecour” ist der größte für Fußgänger in Europa, ihn “schmückte” auch schon mal (1792) eine Goulliotine. Hinter Lyon wurde es hektisch auf der “N 7”, es gab kaum Radlerstreifen. Ich schaffte es danach noch leicht bis VIENNE (90 km/894 km total, Etap-Hotel, Bett # 10), ab wo es auch “römisch” wird.
Hotel de Ville / Place des Terreaux (Rathausplatz) /
Place Bellecour („place rouge“)
Tag 11; VIENNE – VALENCE:
Weniger schön und dazu störanfällig, das AKW “St. Alban” der EDF (Electricite de France), die, wie man weiß, überwiegend noch immer auf Atomkraft setzt. 2008 wurden dort 15 Mitarbeiter “leicht” verstrahlt. Nun wieder eine Begegnung der besonderen Art: das ist “Didier” aus Monsegur, seinen Ausweis habe ich gesehen. Er lebt seit 3 Jahren “auf der Straße”. Das Fahrrad bekam er mal geschenkt. Er “lebt” von kleinen Gelegenheitsjobs und “porte a porte”, also betteln gehen. Seinen Vater kannte er nie, seine Mutter hat ihm das immer verschwiegen, sie war nie verheiratet und ist inzwischen verstorben. Auch hat er keine Kinder oder Geschwister. Er schläft meist im Freien. Ansonsten war er zugänglich und “normal”, was immer das auch ist. Dann kam ein “open air”-Konzert auf einem Schulausflug mit MTB’s auf dem Radweg, Gaudi, und immer südwärts durch CONDRIEU.
Hier ist eine der charakteristischen Torbogenbrücken und dann VALENCE mit dem “Hotel de Ville”, dem Etap-Hotel, ÜF € 51,76, OK, Bett # 11, und einem Aufzug, in dem ich mein Radl hochkant ins Zimmer verbrachte. 103 km/997 km total. Rhonebrücke bei . . . . . . ?
Tag 12; VALENCE – MONTELIMAR:
Als erstes -fuhr- ich auf, nicht mit, dem Rad von meinem Zimmer im 2. OG um 2 Ecken rum bis zum Aufzug. Neben einem netten Farbmuster, an dem man das fast durchgehend sonnige Wetter ablesen konnte, sah man meine “dicke Fieß”, so ganz “ohne” ging es also doch nicht. Ich rieb sie morgens und abends mit Voltaren ein, das man (zu recht) in ganz Europa bekommt und ignorierte das ansonsten. Die Füße hielten bis Tourende, lediglich bekam ich im rechten Fuß ein Taubheitsgefühl. Das dritte AKW, der rechte Turm wurde nach von Kindern gemaltem Muster angestrichen, liegt am Westufer der Rhone bei TRICASTIN. Dann kam die “Nougat-Stadt” MONTELIMAR, die wir in jungen Jahren, als es noch keine Autobahn gab, beim Costa-Brava-Urlaub durchfuhren. Bett # 12 war im “Hotel Beausoleil”, OK. 71 km/1.068 km total. Das leckere Abendessen genoss ich abends im warmen Freien im “Restaurant Le Moderne”, wo ich danach aufspielte und der Wirt mir ein Glas Wein spendierte. “Merci, Monsieur!”
Tag 13; MONTELIMAR – AVIGNON:
Nach dem Frühstück schnell das Rad hochgedrückt zum “Chateau Adhemar”, wo unter einer Decke zwei nackte Beine hervorlugten. Besorgt rief ich, erst leise, dann lauter, “Allo Monsieur … allo …” Da kam Bewegung unter die Decke, ein Struwwelkopf lugte hervor, blinzelte zum hellen Himmel, dann zu mir, murmelte etwas, legte sich auf die Seite, zog die Decke wieder über den Kopf und – “Ruh’ war”. Ich war der erste Besucher, die Burg wurde leider erst um 10 geöffnet. In Montelimar kam ich in eine bedenkliche Situation. Vielleicht hatte ich die neue Pin meiner neuen EC-Karte falsch eingegeben, jedenfalls rückte der Geldautomat nix raus. Mein Bargeldvorrat lag bei € 15,-, weil, s. Tag 8, Chalon, “Banque Postale, max.. € 100,00”. Mein Prepaid-Handy-Guthaben ging auch zur Neige, von unserer Bank hatte ich die Tel-Nummer nicht. Die Leute in der “Credit Mututelle”, ne Art Raiffeisenkasse, hatten angeblich/tatsächlich weder Internetzugang (“seulement le chef”), noch konnten sie ins Ausland telefonieren, hatten aber alle feine dunkelgraue Anzüge. Die nette Dame im kleinen “Ein-Frau-AXA-Versicherungsbüro” schräg gegenüber hatte beides und half mir. Nach einem Telefonat mit einer kompetenten Dame von der “Hotline”, die Warteschleife schluckte mein letztes Handy-Guthaben, entsperrte diese meine Karte und der Geldhahn lief wieder. Uff! An der Stadtausfahrt steht die “Nougat-Kapelle” (Chapelle Daurel), wo ich das obligatorische Souvenir erstand, das tatsächlich bis nachhause unangetastet blieb; eine Stange Nougat.
Ab Montelimar bis VIVIERS sind ca. 13 km Radweg auf der “ViaRhona”, danach weiter auf “Rhone a Velo” bis “Pont St. Esprit”, dann auf der “N 7” mit und ohne Seitenstreifen. Am Samstag wird über all “Klicker” = Boule gespielt. Die Rhône wird zusehends breiter, gegenüber liegt einsam und imposant das Chateau Roquemaure. Ich plaudere mit einem Mann über meine Varianten ab Avignon, nämlich “St. Maries de la Mer”, “Port St. Louis du Rhone” (Rhonemündung) oder “Marseille”. Von letzterer riet er mir ab: “9 mois, 40 morts”, was mich an den Soldaten vom AKW Fessenheim (“Kalaschnikow … ”) erinnerte, s. Tag 4.
Nach heute nur 71 km/1068 km total, radle ich in in tiefer Nacht in AVIGNON ein. Das im Zentrum gelegene “Hotel Regina”, Bett # 13, ist der einzige diesbezügliche Tiefpunkt: für € 83,94 für “ÜF” bekam ich ein Zimmerchen mit Blick auf . . . 4 Wände, was ich aber erst am nächsten Morgen bemerkte, da es bei meiner Ankunft schon dunkel war. Jetzt weiß ich auch, warum bei meinem Eintritt ins Zimmer die Läden geschlossen waren. Dann noch duschen, “umziehen”, kleine Wäsche, vortrocknen durch Einrollen ins Badetuch. Dann gut gegessen vorm “Hotel de Ville” auf dem “Place de l’ horloge”. Erst um 01.00 Uhr kam ich in die heia.
„Rhon-rad“ // Chateau de Roquemaure // AVIGNON; einradeln //
AVIGNON; „savoir vivre“ // Hotel Regina, „Bellevue“ wäre besser // „gudd gess“ vorm Hotel de Ville in AVIGNON
Tag 14; AVIGNON – SAINTES MARIES DE LA MER (fini!):
Sonntag ist’s. Nun würdigte ich erstmal Avignon bei Tageslicht, fuhr bis zur “Pont d’Avignon”, die ich unterwegs, wie auch bei der Tour 2011 schon oft besungen hatte: Rad absperren, Ticket lösen, die Treppe rauf und – ich war drauf. Ich nahm die Gitarre ran und animierte eine kleine Gruppe Besucher, viele waren es nicht am frühen Morgen, mit mir “Sur le pont D’ Avignon …” (VIDEO 2 MB) zu singen und – sich zu drehen. Wieder zurück vor’s “Hotel de Ville”, wo eine riesige Truppe Radler sich scharte und verpflegen ließ, so ne Art Volksradlauf. Vor und hinter Avignon suchte ich nicht mehr lange auf meinen Kartenstreifen oder per “Ou est une route velo vers XYZ?”, sondern fuhr nur noch auf “Rue D” und “Rue N”, mit und ohne Seitenstreifen für Radler. So war ich gegen 1 Uhr in TARASCON mit seinem mächtigen “Chateau de Tarascon” direkt über der Rhône und um 3 im berühmten ARLES mit seiner berühmten Arena.
„Pont d’Avignon – Entree“ // „Sur le pont d’Avignon – on y . . . chante!“ // Volksradlauf in Avignon // AVIGNON mit „pont“; ausradeln
TARASCON // ARLES; einrollen // ARLES; Arena
Endspurt! Ausschließlich auf der “D 570” gings nach Süden. In der Dämmerung um 1/2 7 sah ich die ersten schwarzen Stiere, 10 Min. später die ersten weißen Pferde, die jetzt schon dunkelgrau schienen, passierte um 7 das “Entrée”, eine kleine Blumeninsel mit dem charakteristischen nachts blau strahlenden “Ankerherzkreuz” und fuhr durch SAINTES MARIES DE LA MER an belebten Straßenrestaurants und der imposanten Wehrkirche vorbei direkt ans MEER. Geschafft!
schwarze Stiere der Camargue … // … und weiße Pferde // hinein nach ST. MARIES . . . // mit Wehrkirche // La mer – fertig!
Ein junges Paar aus der Schweiz, das allein nochmal zum Frischluftschnappen an den Strand ging, machte mir ein Foto und schickte es mir zu, das einzige, das nicht von mir stammt, Bett # 14 (und 15) im Hotel “Les Palmiers”, € 57,00/Nacht x 2, OK.
Nach dem Quartierbezug stürzte ich mich ins Nachtleben; es war noch “Saison”, Straßen und Lokale gut besucht. Im saalähnlichen Flamencolokal “El Campo”, machten die Sänger grad Pause. Als ich mit umgehängter Gitarre das Lokal betrat, verlor einer der Gäste die Nerven und klatschte, worauf die anderen einstimmten. Ich ging auf die Bühne und sang “Beinah-beinah, beinah’ hätt’ se mich jebützt, aber leider kam de Rainer und dä hätt dat Ding jeritzt”. Den Leuten gefiel’s – leider habe ich kein Foto davon – und der Wirt spendierte mir ein Glas Wein.
Faulenzertag (15) und Rückreise (16):
Es wurde gestern im “El Campo” bei gutem Essen und Flamenco-Gitarre-Gesang spät, so schlief ich mal gut aus und ging dann mit der Gitarre “gassi”, kauft ein Souvenir-Geschirrtuch (igitt) mit der Aufschrift “Camargue” und lila Lavendel, daneben lag mein Tacho mit “1.263 km”. Bei Tageslicht und “Mistral” ging ich nochmals zum Strand, stellte meine Gitarre kurz für ein Foto an einen uralten Baumstumpf und … der Wind spielte sie; eine Äolsharfe, * * * , (Video s. unten im Großbild). Am nächsten Tag fuhr ich gemütlich mit dem Bus, Fahrrad am Gestell hinten eingehängt, klappte gut, bis AVIGNON und erstand 2 Tickets (TGV bis Strasbourg, dann St. Ingbert/Saar) für zusammen € 105,40.
Jetzt kommt die Story mit der “Husse”, von der ich im Radlforum zuhause schon ergebnislos geforscht hatte. Die Dame am Bahnschalter riet mir, mein Rad zu demontieren und in einer “Husse” (franz. “housse”, gespr. “uss”) eingepackt mitzuführen. “Ou acheter une housse”? Sie schrieb mir 3 Adressen auf: a) ein Fahrradfachgeschäft in Avi-City, b) Supermarché “Decathlon”, c) Supermarché “Auchan”. Der Mann von a) erklärte mir, eine Husse hätte er keine, er würde mein Rad komplett demontieren: 2 Räder, Lenker, Sattel, um den ganzen Kram in eine Art Mülltüte zu schütten. Ich zögerte ein paar Sekunden, grübel-grübel, wer schraubt mir das alles wieder zusammen, und lehnte ab. Gottseidank. Nach längerer gefährlicher Radreise, teilweise auf “Rue N”, da wird gehetzt, erklärte mir der nette Herr vom Decathlon “regrette … non”, der vom Auchan hatte die “uss” im Computer am Bildschirm, sie kostete, wenn sie “da” wäre, schlappe € 69,00, war sie aber leider-gottseidank nicht. Ab dort fuhr ich dann per Radl nach AVIGNON-TGV, ein paar km außerhalb, nahm ein billiges Hotel und ging nochmal fein essen, vor allem das Dessert war optisch und geschmacklich spitze (Bild). Am nächsten Morgen beizeiten fuhr ich zum nahen Gare-TGV und dort, immer noch “fuhr-” entgegen dem Brauch, die Rampe zum Bahnsteig hinauf. Ich umhüllte Lenker, Pedal und Sattel mit Aldi-Tüten und huschte damit schnell, bevor einer groß gucken konnte, die nächste sich öffnende TGV-Tür hinein. Es war die “Premiere Classe”, also standesgemäß. Dort stellte ich das Rad in das kleine Gepäckabteil und setzte mich nebenan in die 1. Klasse, wo ich bis Strasbourg blieb, ohne Sitzkarte und mit 2.-Klasse-Ticket. Glück gehabt. Ab dort per ICE nach Saarbrücken und mit der Bummelbahn bis Sankt Ingbert / Saarland. “C’ est tout pour cette annee!”
„Wie Gott . . . “ // . . . in Frankreich“ // TGV – 1-ère classe // Gare-TGV; Auf-fahrt!
4. Kosten:
1) Benzin und Maut (für diese Strecke errechnet “ViaMichelin” € 213,64!) € 0,00
2) Handykosten + zusätzliche Tel.-Kosten zuhause (geschätzt) € 80,00
3) Bargeld ab zuhause abzüglich Rest bei der Heimkehr € 350,00
4) Bahnkarte Avignon – “Dengmert” (St. Ingbert) € 105,00
5) Schlafen, essen, trinken, Bargeld ziehen (Abbuchungen ec-Karte) € 1.515,00
gesamt: € 2.050,00
5. Fazit:
Es war eine schöne und interessante Tour mit doppeltem Glück: meist schönes Wetter und keine Panne am Rad und am “Korpus” mit Ausnahme der beschriebenen dicken Füßen gegen Ende. Ich sah viele bekannte Städte, berühmte Baudenkmäler, entlang der Flüsse und Kanäle reihten sich malerische Burgen und Weinberge, und ich hatte durch Gitarrespielen und singen nette Begegnungen, wenn auch zum Verweilen nicht soviel Zeit blieb. Wenn Ihr ab dem Saarland oder Südwestdeutschland ohne viele “Bergwertungen” ans Mittelmeer wollt, fahrt die Tour einfach nach. Weitere Infos, z. B. viele Quartiere mit Tel-Nummern und €€,– entlang der Route; einfach schreiben! Unsere “Saarbrücker Zeitung” brachte einen netten Artikel über die Tour.
„Die Gitarre und das Meer“ * * * Bild s. —>
Erstellt: Oktober 2012
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( intern – TESTSTRECKE für Videos —.mp4 statt —.wmv:
– arles-ausradeln –
– mulhouse-nacht –
-see-kanal –
– singe –
läuft auf PC –> OK,
läuft auf „mobil“ nicht; –> „not found“ )