Saarland – Ostsee

Sankt Ingbert – Ostsee; mit Radl und Gitarre nach Kopenhagen, 1268 km im August 2013

Wanderhans trifft die MeerjungfrauSankt Ingbert - Kopenhagen; Handskizze

1) Vorwort
2) Ausrüstung, Karten und Streckenführung
3) Ablauf, teilweise Quartiere mit €€ und Bewertung
4) Kosten
5) Fazit

1) Vorwort:
Ein Blick auf meine Mitteleuropa-Karte, siehe Startseite, zeigte mir, dass ich schon alle näheren Meere und Seen angelaufen, -getrampt oder -geradelt war – außer  …  der OSTSEE. Nach grober Entfernungsermittlung und dem einvernehmlich (vh) gesetzten Zeitrahmen von 2 Wochen müsste das reichen. Wenn ich nun die Tages-km, riskant bei meinem spärlichen Training, und die Fahrtdauer von 14 auf 15 Tage etwas erhöhen würde, könnte es sogar bis zur “kleinen Meerjungfrau” in KOPENHAGEN / DK reichen, die heuer ihren 100-jährigen Geburtstag feiert. Sei’s drum! Es sollte meine 2. Radtour nach 2012  “Dengmert – Mittelmeer”  werden. Die kleinen Videos,  blaue Schrift,  haben 1 – 4 MB.

2) Ausrüstung, Karten und Streckenführung:
“Ausrüstung“:
Sie ist die gleiche wie bei den anderen Touren: Gitarrensack mit Gitarre, 2 Gtr. Unterwäsche, Sommerschlafanzug, lange Regenhose, nie gebraucht, Windjacke, signalgrün und kaum gebraucht,  dazu meine leichte lange „Ausgehhose“ mit kariertem Baumwollhemd und der  “Beauty-Kääs”  mit diversen “Schminktöpfchen”, deren Inhalt sich aus der Aufschrift ergibt: “gelb” ist für die Sonne, “blau” für “after-”, obwohl es ins Gesicht kommt. Für den ….., sehr wichtig!, steht “PO” drauf, wie 2012 in Frankreich 😉  dazu einige Halspastillen. Für Dunkelfahrten, es war nur eine hinter Wesel, hatte ich noch ein Klettband mit roten Blinklämpchen dabei. Da war ich aber so “fertig”, dass ich es nicht mehr rauskramen wollte.
Handy:                           ja.
Wander- und Radl-Navi:   nein.
Auto-Navi (Falk):             ja, aber nie in Funktion, da es im freien wegen Blendung nicht lesbar war und spezielle Radwege nicht kannte
Smartphone:                   nein; mein einziger Fehler diesbezüglich!

Fahrrad:
STEVENS PRIMERA (prima!) Trekkingrad mit (3 x 8) 24 Gängen und eine Lenkertasche für den Kleinkram tagsüber, sehr praktisch, mit Klarsicht-Karteneinschub, ein “Sigma”-Tacho und ein Rückspiegel. Seitentaschen brauchte ich keine, Ersatzreifen, Werkzeug, Flickzeug usw. entfallen, ich habe davon eh‘ keine Ahnung.

Karten/Streckenführung:
a) Als Richtlinie diente eine fußmattengroße Deutschlandkarte vom ADFC, in die ich die durchschnittlichen Tagesetappen von 84  km für Übernachtungen eintrug, sowie eine bunte Kartensammlung von Tourismusverbänden, von meinem Patenkind “Karin”, das ich in HH kurz besuchte, und aus eigenem Fundus zusammenstellte. In diese trug ich vorher etwaige Übernachtungsstätten mit €€-s und Tel-Nummer ein, was mir vor Ort zeitweise zugute kam. Infos  und manch guten Tipp zur Streckenführung bezog ich aus dem “rad-forum”, das ich für solche Unternehmungen wärmstens empfehlen kann; Danke nochmals!

b) Die gesamte Strecke ist etwa wie folgt unterteilt:
–  85 % saubere asphaltierte Radwege, meist neben Land- und Bundesstraßen, mit und ohne dazwischen befindlichen Grünstreifen; Genuß pur.  Die paar Sandwege, z. B. auf dem Blies-Glan-Radweg sind dabei unbedeutend.
–  15 % Land-, Bundes- und innerörtliche Straßen ohne Radstreifen mit entsprechendem Verkehr. Radler wurden fast immer respektiert.

c) Wichtig: Viele  Themenradwege, Eurovelo-Routen, D-Routen  usw. führen abseits der richtungweisenden Straßen mit ihren asphaltieren Radstreifen, hin und her, oft auf Sand, durch Felder und Wiesen. Das ist schön, wenn man mit und ohne Familie ohne Verkehrslärm spazierenfahren möchte, jedoch schlecht, wenn man in vorgegebener Zeit große Strecken zurücklegen will. Einige Bilder werden das erläutern. Irgendwo in Norddeutschland habe ich mich auf solchem Radweg wegen fehlender Beschilderung  ordentlich verfranzt und fand mich auf einem schmalen langen Pfad wieder, auf dem lauter nackerte braungebrannte Männer umherstanden und -lugten. Eine Frau war nicht dabei. Bilder habe ich da keine gemacht.

3) Ablauf  (Ab-fahrt stimmt zwar, sieht aber komisch aus):

Tag 1, „Dengmert“ (St. Ingbert / Saarland) – Altenglan:
Beim Start-Frühstück lag eine Zeitungs-Fotomontage mit einem Bild aus unserer  “Saarbrücker Zeitung”  von meiner Tour 2012 und der aussagekräftigen Überschrift  “Jetzt sind die Senioren gefragt”.  An mir soll’s nicht liegen. Die Hausnummer soll nichts bedeuten. Der Würzbacher Weiher war der erste Hingucker; “Lago Magiiore Süd-Saarländer. HOMBURG-Sanddorf fehlte an einem Straßen-Te-Stück ein Schild, so befuhr ich meinen ersten Pass, die Höhe 258 mit dem Napoleonfelsen, freiputzen wär’ nicht schlecht, und erläuternder Napoleon-Tafel. Um Theisbergstegen gibt es den bekannten Potzberg mit Turm und Greifvogelschau, den Remigiusberg mit Burgruine und nettem Gasthaus sowie die Buchwaldhütte des örtlichen PWV, s. “Hüttenwanderungen”. Dann wurde es ziemlich einsam bis zur Nahe. Ein schlafendes Radlerpaar, eine gutbesuchte Rentnerklause hinter Godelhausen (Di + Do = auf) und die Draisinenstation ALTENGLAN waren die einzigen Hingucker. Das Hotel und Gasthaus “Zum Remigiusland” öffnete erst um 18 Uhr, ich war der einzige Übernachter …   🙁        80 km (= 80 km)

los gehts nach Kopenhagen! Würzbacher Weiher Napoleonstein in Homburg auf Höhe 258 Napoleonstein bei Homburg, Historie

 

 

 

 

Altenglan mit der Draisinenstation f-os-rentnerklause Blies-Glan-Radweg mit Schlafradlern

 

 

 

 

 

Tag 2, Altenglan – BAD KREUZNACH:
“Zur Einsamkeit”; nomen est omen, bis MEISENHEIM, ab hier ist Paddelbootverkehr, wo es einen Brückenheiligen im Wahlkampf, schöne Fachwerkhäuser, eine historische Stadtmauer, eine Wasserkugel und – eine kaputte Armbanduhr gab, das gleiche Malheur wie am 1. Tag der Tour 2011. Die marode Dichtung, die schon der Uhrmacher aus 2011 monierte, konnte nochmals vom örtlichen Juwelier hineingedrückt werden. Glück gehabt.

Gasthaus "Zur Einsamkeit" am Glan Casio-Uhr Innenansicht mit kaputter Dichtung Nepomuk-im-Wahlkampf in Meisenheim am Glan Meisenheimmit schönen Fachwerkhäusern Meisenheim mit Wasserkugel

 

 

 

 

 

 

Dann geht der GLAN-BLIES-RADWEG in den NAHERADWEG über, ab hier ist mehr Leben, der aber nicht immer an der Nahe entlang führt, sondern auch mal bei der “Königlich-Preußischen Weinbaudomäne”, kurz “Domäne” genannt, rauf und runter. Den Stein vor BAD MÜNSTER AM STEIN sieht man schon bei der Anfahrt, dann das schöne alte Kurhaus. Kurz danach kommt schon BAD KREUZNACH mit Parkhotel, Park und Saline sowie das historische “Dr.-Faust-Haus” vom ehemaligen Gymnasiumdirektor, der den “Urfaust” schrieb, den mein geliebter Goethe als Quelle verwandte, und kurz danach BINGEN am Rhein, wo das “Café Hotel Cöppel” trotz Zusage um 20 Uhr verwaist war und ich gottlob noch im “Starkenburger Hof” unterkam.  83 km (=163 km) Bad Münster am Stein mit dem Parkhotel Bad Münster am Stein mit dem schönen alten Kurhaus Naheradweg mit Felsen Naheradweg mit der berüchtigten "Domäne" - Steigung

 

 

 

 

Bad Münster am Stein mit dem schönen Park Bad Kreuznach mit der Saline Dr-Faust-Haus in Bad Kreuznach Inschrift am Dr.-Faust-Hausd in Bad Kreuznach

 

 

 

 

 

 

Tag 3, BAD KREUZNACH – Osterspai (ab jetzt in der Rheinfurche):
Jetzt bin ich im “Weltkulturerbe der Unesco”, das obere Mittelrheintal, ein deutsches Bilderbuch, das ich auf meinem Rheinsteig 2007 von Bonn nach Wiesbaden flußaufwärts durchwandert habe. Jetzt gehts nordwärts am Mäuseturm und der Burg Ehrenfels vorbei, es folgen Burg Reichenstein, Bacharach mit der Burg Stahleck swowie, “die Pfalz am Rhein” genannt, die Burg Rheingrafenstein und im Hintergrund die Burg Gutenberg. Dann kommt  die berühmte LORELEY sowie die “feindlichen Brüder” Burg Sterrenberg mit Burg Liebenstein. Da wegen “Rhein in Flammen”, ausgerechnet!, in und 20 km um KOBLENZ kein Bett zu finden war, ergab sich eine Kurzetappe; in Boppard mit der Fähre erst rüber ans rechte Rheinufer, bis OSTERSPAI, wo ich zwar am späten Abend nicht das Feuerwerk, aber die darauf wartenden Ausflugsschiffe sah.   Nur 48 km (= 211 km)

Burg Pfalzgrafenstein und Burg Guteneck bei Kaub Bacharach mit der Burg Stahleck Burg Reichenstein am Rhein Mäuseturm am Rhein mit der Burg Ehrenfels

 

 

 

 

die Loreley vom Gegenufer aus f-os-8890-Burg-Sterrenberg-Burg-Liebenstein "Rhein-in-Flammen" bei Osterspai "Rhein in Flammen" bei Osterspai

 

 

 

 

 

 

 

Tag 4, Osterspai – BONN:
Sonntag ist’s. Rechtsrheinisch passiere ich die imposante Marksburg sowie in LAHNSTEIN das berühmte “Wirtshaus an der Lahn”, wo ich gern einige deftige Strophen aus dem diesbezüglichen Lied zum besten gegeben hätte. Leider ist es verwaist – schade.
“Reisen bildet”; so passierte ich kurz vor KOBLENZ die Stelle, wo 1948 die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde, das ehemalige “Hotel Rittersturz”, das 1974 leider abgerissen werden musste, damit es nicht in den Rhein rein rutschte. In Koblenz wechselte ich wieder ans linke Rheinufer, unter mir die Ausflugsschiffe, über mir die Festung Ehrenbreitstein, auf deren Höhe ich vor 53 Jahren meinen Wehrdienst antrat – lang lang ist’s her … Auch das Weindorf ist noch, wenn auch mit “Erdinger”-Schirmen, in Betrieb, in das damals die lieben holländischen Mädels von den Ausflugsdampfern hinstrebten, da gab’s Musik und Tanz und und und, wie singt der Freddy: “Schön war die Zeit … “. Die meine reichte noch knapp zu einer Gondelfahrt auf die Festung, Foto vom hier ist die Gründung der Bundesrepublik Deutschland beim Hotel Rittersturz Gründung der Bundesrepublik Deutschland beim Hotel Rittersturz "Es steht ein Wirtshaus an der Lahn", aber es ist zu :-( MARKSBURG“Deutschen Eck”, und direkt wieder runter – Zeit ist halt knapp auf so ‘ner Tour, leider.

 

 

 

f-os-8916-Kahn-spucken-KO Burg Ehrenbreitstein von der Paffendorfer Brücke aus das historische "Weindorf" in Koblenzin Koblenz fährt die Gondelbahn zur Bundesgartenschau auf die Festung Ehrenbreitstein

 

 

 

 

 

 

Das“Deutsche Eck“ in Koblenz, meine ehemalige Garnison, Zusammenfluss von Mosel und Rhein:

Auch während meiner Soldatenzeit sah ich oft das "Deutsche Eck" in Koblenz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die “Urmitzer Brücke” hat eine wesentlich dramatischere Geschichte als die berühmte und verfilmte “Brücke von Remagen”: Im März 1945 wurde sie, als noch viele sich über den Rhein zurückziehende Soldaten auf der Brücke waren, gesprengt. Hunderte Soldaten ertranken im kalten Rheinwasser. Zitat aus einer Zeitung von 1955:
“Wagen, Pferde und Fahrzeuge trieben in den eisigen Fluten. Das sah man zuerst. Und dann bemerkte man die Soldaten, die sich an die treibenden oder herausragenden Teile geklammert hielten und laut um Hilfe riefen. Rettung war nicht möglich, denn es standen keine Kähne zur Verfügung. “

Über ANDERNACH, hier das Rheintor, wo die ersten Soldaten der neuen BRD einzogen, Zitat Adenauer: “Nun siegt mal schön!”, gings an der “Brücke von Remagen”, 2 Geschütztürme unterhalb der “Erpeler Ley” am Ostufer, dann am Schloss Drachenfels und der Drachenburg vorbei nach BONN, wo 2007 “mein” Rheinsteig begann, das Foto von damals zum Vergleich; die Gitarre war da natürlich auf dem Rücken. An der Rheinpromenade war Jubel und Trubel. Nach Quartierbezug beim Abendbummel begegnete mir ein Gruppe junger Burschen, die 2 Zwillinge im Rollstuhl spazieren fuhren und um ein  Geburtstagsständchen für diese baten – gab es.

die Urmitzer Bruecke hat eine tragische Vergangenheit von 1945 Andernach nit dem Rheintor, erste Garnisonsstadt nach dem 2. Weltkrieg in Remagen sieht man von der brühmten Brücke noch den Ostgeschützturm Containerschiff auf dem Rhein Burg Drachenfels am Rheinsteig in Bonn beim Rathaus beginnt der Rheinsteig

 

 

 

 

 


Tag 5, BONN – DÜSSELDORF:

Direkt fuhr ich zu Beethovens Geburtshaus, das ich auch 2007 auf meinem Rheinsteig passierte, lediglich mit anderem Transportgerät. KÖLN begrüßt den Radler mit imposanten Glasbauten und einem echter Hingucker, im “Café am Dom”,  Klotüren aus Klarglas (!).  Gemäß der Empfehlung aus dem Radforum fuhr ich über die “Fleher Brücke” ans rechte Rheinufer weiter bis DÜSSELDORF. Was man sehen, schmecken und trinken muss: im “Ürige” Blutwurst mit Weck und Senf für € 2,70, dazu natürlich ein Altbier, von dem die Kölner sagen, das wäre abgestandenes Kölsch, und im “Kabüffje” in netter Gesellschaft einige “Killepitsche”, ne Art Jägermeister und lecker, die für den Musikus “auf’s Haus” gingen. Es wurde 01 Uhr.

Bonn mit dem Beethoven-Geburtshaus in Bonn steht Beethovens Geburtshaus, hier startet der Rheinsteig Köln mit dem modernen Rheinufer Köln, Dom mit Fernradler

Beethovenhaus 2007 bei meinem Rennsteig:

 

 

 

 

et Kabüffje in Düsseldorf schenkt "Killepitsch" aus in Düsseldorf gibts es Blutwurst im "Ürige" über die Fleher Brücke

 

 

 

 

 

 

Tag 6, Düsseldorf – Ober-loh-berg (!), Bußtag von gestern abend: Duisburg mit Drehfigur und Radler
Nach DUISBURG gings: das Rathaus war an der Frontseite mit hohen Bäumen zugestellt, aber die sich drehende Nana-Figur (?) mit Wasserspiel gefiel mir. Sonst war es für mich eine gefühlte 20 km lange Kurbelerei durch innerstädtische Gegend ohne Grün. Wesel berührte ich nur am südlichen Rand und fuhr weiter nach HÜNXE in der Hoffnung, dort ein Quartier zu finden – was falsch war: 2 Eisdielen, 1 Kebab, 2 Banken, 0 Gasthäuser und 0 Quartier. Da vermisste ich nicht mein, ich habe noch keins, sondern “ein” Smartphone, s. 2) Ausrüstung. Durch Hilfe vom Zeitungs- und Tabakladen, Danke nochmals!, fand ich nach einiger Telefoniererei (kein Telefonbuch, kein www), das “Hotel Waldeslust”, OK, in Ober-(loh-)berg; nomen est omen. Um 1/2 10 in finstrer Nacht habe ich es bei Tages-km 100 doch noch gefunden. Der Abend danach war einsam und – kurz.

 

Tag 7, Oberlohberg – Lüdinghausen (sw Münster): Im einsamen Oberlohberger Wald begegnete mir das Waldgrab des Soldaten Bruno Brusten, der hier im März 1945 mit dem “letzten Aufgebot” die Amerikaner aufhalten sollte und durch einen Granatspliter in den Rücken fiel. Sein Grab hat eine eigene Geschichte: üblicherweise wurden alle Kriegstoten in Kriegerfriedhöfe umgebettet. Jedoch die Bevölkerung von Oberlohberg wollten “ihren Bruno” dort belassen, auch für die Angehörigen gefallener und vermisster Soldaten als Erinnerungsstätte. Auch der damalige Oberbürgermeister von Köln, Konrad Adenauer, verwandte sich dafür, das Grab dort zu belassen. So geschah es auch. Ohne den ungeplanten Schlenker in den Oberlohberger Forst wäre mir das Grab nicht begegnet. HALTERN AM SEE (das war noch -vor- dem Germanwings-Absturz) ist ein lohnenswertes Urlaubs- und Ausflugsziel auf halber Strecke nach LÜDINGHAUSEN, wo am warmen Sommerabend “Musik am See” war. Da brauchte ich meine nicht auszupacken. Auch gut.

das Soldatengrab von Bruno Brusten im Wald bei Oberlohberg, in Lüdinghausen ist "Musik am See"Haltern am See mit der Kirche St. Sixtus

 

 

 

 

 

 

Tag 8, Lüdinghausen (sw Münster) –  MÜNSTER  –  Lengerich (sw Osnabrück):
Heute ist Schlössertour; zuerst passiere ich die “Burg Lüdinghausen” und gleich darauf das schöne “Wasserschloss Vischering”. Man merkt, dass in der Region der “100-Schlösser-Radweg” zirkuliert, also im Kreis herum. Nach einem Kanal (welcher?) kommt ein reich bestücktes Radwegeschild, auch nach “Senden”, dem ich aber, kurz und schnell, nicht folge, weshalb ich rasch zum “Wasserschloss Senden” komme und bald nach MÜNSTER mit dem berühmten Schloss und der großen  Lambertikirche,  einem Münster Münster ähnlicher, mit unrühmlicher Historie (Quelle: Wikipedia):

Eine Besonderheit der Kirche sind drei am Turm aufgehängte Eisenkäfige.  In ihnen wurden im Jahr 1536 die Leichname der drei Anführer des “Täuferreich von Münster” (oft als Wiedertäufer bezeichnet)  nach Folterung und Hinrichtung zur Schau gestellt.

“Die gute alte Zeit“? Gegen Abend bin ich in “Lengerich”, wo ich vor dem “Löwen” bei warmem Wetter aufspiele. Eine Ungarin, die es dorthin verschlagen hat, spendiert mir ein Glas Wein und 2 Jägermeister, wonach ich “abwinke”.

Burg Lüdinghausen Wasserschloss Vischering f-os-8999-XYZ-Kanal 100-Schlösser-Radweg bei Senden Senden mit dem schönen Wasserschloss Münster mit dem Schloss Münster

 

 

 

 

 

 

Tag 9, Lengerich – OSNABRÜCK – Barnstorf (bei Diepholz):
Ich erreiche  die “Friedensstadt” OSNABRÜCK, wo im großen Saal des Rathauses nach 30 Jahren Krieg der “Westfälische Friede” geschlossen wurde. Auch der französische König Louis XIV unterschrieb. Radeln und Kultur machen Hunger, so speise ich fein mit Blick auf das erwähnte geschichtsträchtige Rathaus.  Über DIEPHOLZ mit dem roten “Alten Rathaus” erreiche auf guter unbeschilderter Radstrecke neben der Landstraße, also ohne „Thema-“ abends ”Barnstorf”, wo ich im griechischen Gasthaus “Santorini” nicht nur für nur € 30,00 ein schönes Zimmer bekomme, sondern nach gutem Essen auch einen laangen lustigen Abend mit Frank und Inga, deren zwei Kindern und dem Wirt “Costa” verbringe; “Wein, Weib und Gesang”. Es wurde 1 Uhr. Dass er mir für Essen und Trinken nix abzog, hätte wirklich nicht sein müssen, aber er bestand darauf. Das Foto ist vom anderen Morgen vorm Haus.

Frieden von Osnabrück nach dem 30-jährigen Krieg im Rathaus schließen sie den "Frieden von Osnabrück" nach dem 30-jährigen Krieg auch König Louis XIV unterschrieb den "Frieden von Osnabrück" nach dem 30-jährigen Kriegim Rathaus von Osnabrück beschlossen sie den "Frieden von Osnabrück" nach dem 30-jährigen Krieg

 

 

 

 

gutes und freundliches "Gasthaus Santorini" in Barnstedt gute gerade flache Radbahn statt schöne krumme hügelige "Themenradwege" in Diepholz steht das alte rote Rathaus

 

 

 

 

 

 

Tag 10, (+ 11?) Barnstorf (bei Diepholz) –  BREMEN – HAMBURG:
Richtung Bremen benutzte ich einen schönen breiten Radweg entlang der B 51 / B 6 anstatt der beschilderten offiziellen Themenradwegen, s. Foto, eine häufige Erfahrung. In BREMEN, wo ich eine Rathausplatzrunde drehe,  steht der “Roland” und vor Tostedt eine “Infotafel ohne Info”. Toll! Sieht das keiner aus dem Rathaus, von dem das Sprichwort behauptet, wenn man herauskommt sei man klüger 😉  Die von Napoleon 1813 in nur 100 Tagen gebaute Holzbrücke, d.h., er hat sich vermutlich nicht selbst die Finger schmutzig gemacht, hielt nur wenige Jahre. Die heutige Brücke, „Harburger Brücke“ genannt, nur noch für Fußgänger und (!) Radfahrer erlaubt, wurde ab 1897 von MAN gebaut und 1899 vom “Kaiser Wilhelm II”  feierlich eröffnet. Sie ist somit für Radler aus Westen über Harburg kommend das Einfallstor nach HAMBURG. Die Reeperbahn ist tagsüber bei weitem nicht so sündig wie man sieht, und mein Namensvetter Albers hat ein schönes Denkmal. Etwas sündig war die Litfaßsäule vor der berühmten  Davidswache (FSK ab 18).   Nachdem ich, erstmals seit 30 Jahren, mein Patenkind Karin mit Mann und Kindern suchte und besuchte, reichte die Zeit noch für ein Hafen-Vorbeifahrt mit VIDEO. Was aussieht wie ein Aquarium (Bild unten rechts), ist die Nachtsicht aus meinem Hotelfenster auf den ”Hauptbahnhof by night”.

krumme Themenradwege statt Fahrradstreifen an der Landstraße? in Bremen steht der Roland und der Wanderhans Infotafel ohne Info steht vor Tostedt die Harburger Brücke für Fußgänger und Radler

 

 

 

 

 

Hamburger Hauptbahnhof by night HH: Albers Hans und Wanderhans in HAMBURG auf der Reeperbahn gibts auch eine Alm- tags-um-halb-eins-tingelinging HH mit Hafenrundfahrt -mit dem Fahrrad!

 

 

 

 

 

Tag 12, HAMBURG  –  LÜBECK;  86 / 995 km:
In HH – Meiendorf beim rauf und runter der vielen Straßeneinmündungen der B 75 Richtung Lübeck legte ich mich ab: blutende Wunden an Knie und Ellenbogen links sowie ein dicker Mittelfinger waren die Folge. Wie sagte die Mutter früher: “Hauptsach’, der Hos’ ist nix passiert, das Knie heilt wieder”. Dem Rad und der (kurzen) Hose waren nix passiert – weiter also nach LÜBECK, wo vorm  Holstentor   ein stärker lädierter stand, und ich im “Deutschen Kaiser” fein unterkam, wenn auch für € 79,00. Dafür übernahm die Wirtin vom “Fischtempel”, Feinschmeckerlokal auf einem Ausleger, wo ich dezent weil bei nur mäßigem Besuch aufspielte, zu meiner Überraschung und auch Freude, meine Zeche vom Abendessen, “Danke” nochmal!

Hamburg-Meiendorf mit Radlerunfall HH-Meiendorf - "mit dem Knie lieber Hans ... " das Holstentor in Lübeck

 

 

 

 

 

 

Tag 13, LÜBECK – FEHMARN:
Bald war ich am mondänen  Timmendorfer Strand,  und fuhr auf dem “Ostseeradweg” mal markiert über Neustadt bis Schashagen, ab dort wieder auf der B 501 mit gutem Radstreifen, weil der ”Ostseeradweg” zwar schön, aber sandig am Strand entlang taumelt, wie ich mir vor Ort sagen ließ. Über die lange  Fehmarnsundbrücke  komme ich nach/auf Fehmarn und finde in  Burgstaaken  die malerische “Haifischbar”, wo wir in froher Runde bis spät zusammensaßen und die Wirtin Elvira, s. Foto, mir auf Grund früherer Bekanntschaft mit ihrer Schwester, Wirtin Mirella, das “App. No. 9” kostenlos zum Schlafen überließ. Dazu: “Klaus”, der mit der Lederjacke, hatte in den 60-er Jahren in “Dengmert” (Sankt Ingbert/Saar) als Wirt die ”Schmidd”, eine In-Kneippe, so trafen wir uns vor Jahren mal wieder auf Fehmarn und verbrachten bei Bier und Fischfrikadellen frohe Stunden. Inzwischen ist dort auch ein Gitarre  😉 fragt mal danach und schreibt mir bitte, ob’s geklappt hat, wäre nett.

in der malerischen Haifischbar auf Fehmarn-Burgstaaken Fehmarn - Burgstaaken mit der Haifischbar Fehmarn- Burgstaaken mit dem kleinen Hafen Timmendorfer Strand

 

 

 

 

 

Radweg nach Kopenhagen, unmarkiert und schnellTag 14, FEHMARN – DK / Insel Lolland – Udby; 84 / 1179 km:
Ich komme durch “Burg”, der Hauptort der Insel, und passiere ein gutes Gasthaus, das mir von einem früheren Urlaub bekannt vorkam. Da kommt der “Klaus” heraus, der mich vorbeiradeln sah und lädt mich zum Frühstück ein. Gut! Heute wird viel gefahren und wenig geknipst! Bald kommt in Puttgarden der Terminal für die Fähre nach “Rodbyhavn”/Lolland (DK), wo man als Radler nicht am schönen Gebäude einchecken muss, sondern, auch bei Regen (!) mit den LKWs und PKWs im freien, an einem Tickethäuschen vorbei; Abfahrt alle 3/4-Stunde. Auf leicht welliger Strecke komme ich über die Insel Lolland mit der Stadt M-aribo 😉 und Falster, dann die große Insel Seeland, wo ich nördlich “Udby” einen alten malerischen ”Kro” (Landgasthaus) finde, wo ich nach dem (guten!) Abendessen allein in einer kleinen Kammer im scheunenähnlichen Anbau ohne TV bin, weil die Gäste samt Wirtin und Köchin gegen 21 Uhr abreisen. Ü ohne F:  € 42,00, aber sonst war nix da, einsame Prairie, und so war ich froh darum.

Tag 15, Udby/DK – KOPENHAGEN, 93 / 1268 km:
Um 6 weckt das Handy; was soll ich hier allein und ohne Frühstück? Eine ziemlich gerade leicht wellige Straße mit gutem Radstreifen bringt mich nach KOGE, wo ich vor einer Tankstelle gut frühstücke. Die Tankstellen sind auf einer solchen Tour ein praktische Sache. Ich treffe 4 junge Brasilianer, Studenten, sie haben die Radtour “Stuttgart – Stockholm” über eine Agentur, “Mecklenburger”?, gebucht – mit Fahrradgestellung, Quartierbuchung, sogar Reparaturservice unterwegs (!), Fahrradrücktransport und Flugrückreise nach München, eine bequeme Sache, jedoch ohne den Reiz des Abenteuers. Kopenhagen winkt, wie die Dame mit “Pull-over” auch  😉  In KOPENHAGEN ist am Hafen eine Sandburgausstellung, ich fahre durch die wunderschöne Altstadt – und habe ein Sprachproblem: wie heißt “Meerjungfrau” auf dänisch? Ich spreche mit Arm und Fischbein mit mehreren älteren Leuten: “???” Ein paar junge lösen das Rätsel sofort auf englisch: “little mermaid”, aha! Dann weiß ich es auch gleich auf dänisch: “den lille Havfrue”, also “die kleine Hafenfrau”, und kann mich somit von Kreuzung zu Kreuzung durchfragen. Ein Haufen Leute mit Kameras – das muss sie sein, ist sie auch. Ich erbitte mir am Getränkekiosk einen Pappteller nebst Stift, packe mein Radl am langen Arm und balanciere auf den nassen runden Kugeln bis zur MEERJUNGFRAU; Fototermin! Diese Foto kommt auch später in die Zeitung. Danach die lästige Quartiersuche: Nähe Bahnhof finde ich nur “besetzt” oder € 200,00 ohne Frühstück – nä!  “Touristhotel” – das klingt doch gut, ist es aber nicht. Das Zimmer ist eine größere Besenkammer mit einem Stuhl, der schon viel erlebt haben muss, wenn der erzählen könnte … Auf meine Beanstandung nimmt der freundliche Rezeptionist den Stuhl, stellt ihn in ein Doppelzimmer nebenan und gibt mir den dortigen Stuhl, der nicht ganz so schlimm aussieht: € 50,00, Ü ohne F, WC und Dusche übern Flur, naja, aber frei und direkt am Bahnhof für die kommende komplizierte Heimreise. Es folgt ein wunderbarer angenehm warmer Stadtbummel. Sogar die klotzigen Einkaufsblöcke sind bei Dunkelheit eine Augenweide;  Kopenhagen by night.

Tankstopmit Frühstück vor Kopenhagen auf dem Radweg pull over, zieh hoch, Frikadellen Kopenhagen mit einer Sandburg Fahrrad-Tacho Sigma mit 1269 km; Sankt Ingbert -Kopenhagen

 

 

 

 

Kopenhagen Absteige "Tourist Hotel"lille Havfrue in Kopenhagenlille Havfrue in Kopenhagen mit Wanderhans

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag 16, 23. August 1913, , Faulenzertag:
“Die kleine Meerjungfrau” wird heute (!) 100 Jahre alt. Hier sieht man, was man schon alles mit ihr angestellt hat:

den-lille-havfrue-23-august-1913, 100 Jahre alt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erst kommt die Pflicht: der nette deutschsprachige Beamte am Bahnhofschalter tippt etwa eine halbe Stunde am Computer rum, bis er eine einigermaßen passende Kette von  * 9 Bahnhöfen, * 8 Zügen  und * 7 Umsteigen (mit dem Fahrrad am langen Arm!) für relativ günstige € 123,83 herausfindet. Der ICE holt leider keine Fahrräder mit, außer vielleicht in einer “Housse” (franz. “uss”, siehe 2012 … Mittelmeer). Danach kommt der “Genuss pur”: ich genieße bei herrlichem Sommerwetter eine wunderschöne  Hafenrundfahrt  mit tollen modernen Bauten und einem geringelten Kirchturm. Für € 20,00 komme ich ins weltberühmte TIVOLI, wo heute bei schönem Wetter und nahendem Wochenende etwa 25000 Leute reinkommen, der Rekord liegt bei 35.000. Alle Arten von Fahrgeschäften, darunter eine riesige Achterbahn und das bis 2010 höchste Kettenkarussell der Welt, man kriegt Angst allein vom hinschauen, 60 Restaurants aller Nationalitäten, 100 Buden von Entenangeln bis Dosenwerfen, Theater, Konzerte, eine chinesische Pagode am See, das alles ist bei Dunkelheit wunderbar illuminiert.

in Kopenhagen - das Tivoli by night Kopenhagen die Altstadt mit Straßenmusikant Kopenhagen vor der Frelsers Kirke, die Drehturmkirche Kopenhagen mit dem berühmten Tivoli

 

 

 

 

 

Tag 17, Rückreise:
Um 5 rappelt der Wecker, um 6.28 bin ich mit Radl und 5 Fahrscheinen am Hauptbahnhof Kopenhagen und mit  8 Zügen in 16 Stunden  um 22.38 Uhr in “Dengmert”, ääh Sankt Ingbert (Saarland) – zuhause. Auf der langen Fahrt denke ich an manche Episödchen, wie z. B. die nette Frau vom Fahrradladen in …, nä, sag ich nicht, die mir in ihrer Hinterhofwerkstatt, “Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum suchen”, die Sattelstütze, die sich vermutlich beim “Abgang” gelöst hat, wieder festgezogen hat.  Zuhause in dunkler Nacht angekommen regnet es nicht, es kübelt, die Keller laufen voll, die Feuerwehren sind im Einsatz, als mich meine liebe Frau am Bahnhof abholt; wieder daheim. Radtransport mit der BahnFahrradwerkstatt

 

 

 

 

4) Kosten:
Bargeldmitnahme (abzügl. Rest), 2 mal Geld tippen, Abbuchungen für Schlafen und Essen, sowie die 5 (!) Bahnfahrkarten: €  1.778,00.

5) Fazit:
Es war eine zwar lange, aber ziemlich flache Radstrecke mit einigen Wellen in Norddeutschland und in Dänemark. Viele Städte habe ich schon gesehen, andere, vor allem in Norddeutschland und Dänemark, noch nicht, es war wunderschön. Für größere Radtouren empfehle ich statt der oft hin und her eiernden Themenradwege die meistens mit separaten Radstreifen ausgestatteten Land- und Bundesstraßen. Auf Karten größer als 1 : 50.000 sehen die Themenradwege ziemlich gerade und “schnell” aus, in der Realität jedoch sind sie es nicht. Das Wetter war durchweg angenehm, das Rad hat gehalten, zweimal Glück gehabt. Die bei Fußwanderungen oft sehr unbequeme Quartiersuche hat hier immer geklappt, mit Ausnahme der Nachtorientierungsfahrt hinter Wesel am Tag 6. Die “Ablage” in HH-Meiendorf gehört zu den Dingen, die zu einer solchen Tour fast irgendwie dazu gehören, sonst wäre es ja -zu- schön. Unsere  SAARBRÜCKER ZEITUNG,  einzige saarländische Tageszeitung brachte einen netten Bericht; Dankeschön!

Erstellt:  September 2013